Nachdem ich die letzten zwei Wochen gefühlt nur auf Booten zwischen Sulawesi und West-Papua verbracht hatte, wurde es mal wieder Zeit sich ein paar Tage auf einer Insel niederzulassen.
Ich hatte ja ein paar Inseln im Kopf und musste nur ein Boot finden. Das ging dann doch schneller als erwartet. Nach einer kurzen Tour durch den Hafen von Sorong fand ich zwei Boote, die in die Inselwelt Raja Ampats fahren sollten. Da heute großer Wahltag in Indonesien ist war ich doch sehr überrascht. In anderen Regionen des Landes steht schon seit Tagen alles still.
Die Boote fahren am frühen Nachmittag und so hatte ich noch Zeit ein paar Erledigungen in der Stadt zu machen. Die Entscheidung wo ich hinfahre viel schnell. Ein Boot ging nach Waisai auf Waigeo, der Ausgangspunkt zu den touristischen Hotspots der Inselwelt. Mein Boot nahm den Weg in den Süden des Archipels nach Misool. Ich bekomme ein paar Tipps und beschließe dort in Yellu auszusteigen.
Mit den Einkäufen in Sorong hatte ich dann mehr Schwierigkeiten. Die Wahlen waren überall im Gange und somit sollte eigentlich auch alles geschlossen sein. Ich machte mich trotzdem auf die Suche nach einem Reisebüro und einem Supermarkt. Ich konnte mal wieder online keinen Flug buchen und es sollte sich als unmöglich erweisen ein geöffnetes Reisebüro zu finden. Selbst in den großen Hotels waren die Travel Offices alle geschlossen. Alles dreht sich hier heute nur um die Wahl. Teilweise waren die Wahllokale unter Pavillons auf den Straßen untergebracht und alle waren damit beschäftigt wählen zu gehen.
Immerhin hatten ein paar Warungs zum Essen geöffnet, es gab Geld an den Geldautomaten und auch die Einkäufe von Zigaretten und kleinen Snacks waren ohne Probleme zu erledigen. Ich wollte aber noch ein paar alkoholische Getränke in die Inselwelt mitnehmen. Das stellte mich bzw. die Einheimischen die ich nervte vor große Probleme. Irgendwann fand ich dann doch einen kleinen Laden der mir an der Hintertür Whisky und ein paar Bier verkaufte.
So konnte die Fahrt am Nachmittag beginnen. Die beiden Schnellboote nach Raja Ampat sollten zeitgleich starten. Während das Boot nach Waisai voller Touristen war, saß ich in meinem Boot als einziger Weißer.
Ich hatte ja mal wieder überhaupt keine Ahnung wo es mich hintrieb und wo ich die folgende Nacht schlafen sollte. Das klärte sich aber schnell auf dem Boot. Ich lernte ein paar junge Locals kennen, die mir auch gleich ein kleines Homestay empfehlen konnten.
Die Fahrt durch die Inselwelt wurde lustig. Die Locals hatten wie ich auch Unmengen an alkoholischen Getränken im Gepäck. Da war es naheliegend, das Gewicht ein wenig zu reduzieren. Wir genossen an Deck die vorbeiziehende Landschaft und ließen uns den Whisky und das Bier schmecken.
An Bord stellte ich dann fest das ich nicht der einzige Touri war. Ein paar Chinesen waren auch auf dem Weg nach Misool. Sie sollte aber nicht die Insel-und Unterwasserwelt hierher führen. Sie waren schräge Angel-Freaks und wollten im Inselinneren an den Flüssen auf Fischjagd gehen. Durstig waren sie natürlich auch und wir waren plötzlich eine große Trinkergruppe auf dem Weg zum eher muslimischen Misool. Die Vorräte der Chinesen überstiegen bei weitem meine Vorstellungen. So sollte ich die nächsten zwei Abende/Nächte auf Kosten meiner neuen Freunde trinken.
Am Abend, es war leider schon dunkel und schwer sich zu orientieren, kamen wir in Yellu an.
Der Ort bzw. die kleine Insel oder eher ein größerer Felsen im Meer schien nur aus ein paar Häusern und einer Moschee zu bestehen. Ich folgte dann den Locals und Chinesen nach Harapan Jaya ein Dorf auf einer benachbarten Insel(Yapale oder Japal). Hier mietete ich mich in einem kleinen Homestay zusammen mit den Chinesen ein.
Die Chinesen waren alles scheinbar sehr wohlhabende Menschen. Ihr Hobby führte sie gefühlt schon durch die ganze Welt. Da fliegen sie mal schnell für ein paar Tage nach Amerika um zwei Wochen später irgendwo in Europa oder Afrika zu angeln. Sie sind immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Fischen. Wenn dann mal ein großer Fisch an die Angel geht dann wird ein Foto gemacht und dann darf der Fisch wieder ins Wasser. Ich hatte gedacht das sie alles essen was sie am Haken haben aber das Angeln und das Foto sind ihnen wichtig. So erzählen sie mir am Abend immer die wildesten Geschichten und ich staune über die Fotos und die Größe ihrer Fänge in aller Welt. Dazu lassen wir uns guten Whiskey schmecken und genießen den Seafood der Locals.
Ich erkunde in den ersten Tagen das Dorf und die kleine Insel bzw. die Unterwasserwelt der Umgebung. Eine schöne kleine Insel in den tollen Gewässern Raja Ampats. Nach wenigen Minuten über einen kleinen Hügel kommt man in ein gerade entstehendes neues Dorf. Hier gibt es Unterwasser viel zu entdecken. Nebenbei muss ich feststellen, dass es mehrere, für Raja Ampat, preisgünstige Unterkünfte in Harapan Jaya gibt. Die Verpflegung ist wie üblich hier mit inbegriffen. Ansonsten gibt es aber nicht viel. Neben zwei-drei kleinen Shops die ein paar Getränke, Zigaretten und Kekse zu bieten haben, gibt es einen Shop der selbstgemachte Eiscreme verkauft. Ja aber eigentlich ist es auch nur Eis mit Kondensmilch, ein bisschen Kakao und ein paar bunten Streuseln. Aber lecker.
Nach ein paar Tagen zieht es mich dann auf die unbewohnte gegenüberliegende Insel Aargana/Yaganan. Die nur fünf Minuten entfernte Insel reizte mich schon seit Tagen. Nach langer Verhandlung wird für mich das Guest House dort für einen fairen Preis geöffnet. Man erklärt mir wie ich den Generator am Abend anlasse und die Wasserpumpe in Betrieb nehmen kann und schon habe ich meine eigene kleine Insel für eine Woche. Zwei bis dreimal am Tag bringt man mir Essen und ansonsten kann ich das Inselleben in Ruhe genießen. Die zwei Strände unmittelbar vor meiner Tür sind wunderschön und ein nettes kleines Riff davor ist nicht zu verachten. So verbringe ich hier viel Zeit im Wasser.
Die Insel ist größtenteils zu gewuchert und es gibt eigentlich keine Wege durch das grüne Dickicht. Nur durch den Palmenhain in der das Gästehaus steht und an den Stränden kann man sich bewegen. So nutze ich die Chance der Ebbe und wandere um die Insel herum. Dabei werde ich dann doch von deren Größe überrascht, da ich fast zwei Stunden brauche. Dabei bekomme ich eine erste Idee meiner Umgebung. Überall in der Nachbarschaft sind kleine Inseln zu sehen. An den grünen Hängen wachsen Orchideen und das Meer strahlt in den schönsten Farben.
Da gerade Vollmond ist sind Ebbe und Flut extrem. Bei Ebbe liegen viele der Korallen und Anemonen außerhalb des Wassers. So kann ich z.B.  in den Anemonen kleine Garnelen beobachten ohne ins Wasser zu müssen. Leider ist dafür um den Vollmond herum die Sicht unter Wasser schlechter. Trotzdem gibt es viel zu sehen bei meinen regelmäßigen Schnorchel-Gängen vor meiner Insel.
Ich erklimme hier die höchste Erhebung des Eilandes. Wahrscheinlich hat dies schon ewig kein Mensch mehr getan. Ich muss mich durch den Dschungel im wahrsten Sinne kämpfen. Zehn Minuten für gefühlte 10 Meter. Die zerkratzten Arme und Beine sollten mich noch viele Tage daran erinnern. Dafür öffnet sich mir eine herrliche Sicht auf die Inselwelt der Umgebung. Ich habe eine tolle Sicht auf Yellu, den kleinen Hafenflecken im Meer und Harapan Jaya und viele andere Inseln zeigen sich mir. Überall um mich herum blühen die schönsten Orchideen und ein traumhafter Sonnenuntergang entschädigt für die Mühen des Aufstieges.
Ich bin natürlich hierhergekommen um mehr von Misool und den unzähligen Inseln der Umgebung zu sehen. Ich hatte schon viel gehört von der einzigartigen Insellandschaft der Gegend. So sollte ich mit dem Besitzer meiner Insel einen ganzen Tag durch die unvorstellbar schöne Inselwelt fahren.
Raja Ampat ist ja mittlerweile bekannt für seine außergewöhnliche Unterwasserpracht. Die schiere Anzahl und Vielfalt an Meeresbewohnern und die riesigen unberührten Korallenriffe sind ein Traum. Das macht das Gebiet zur vielfältigsten Unterwasserwelt der Welt. Aber auch die Landschaft über dem Wasser ist atemberaubend.
So ging am frühen Morgen mein Bootstrip zu einer der wohl spektakulärsten Insel-Fels-Landschaften der Erde los. Wie immer am frühen Morgen saß ich noch leicht verpennt im Boot, noch einen Kaffee in der einen und die Kippe in der anderen Hand, und versuchte langsam richtig wach zu werden. Die große Insel Misool und viele kleine Inseln zogen an mir vorbei während ich langsam die Inselwelt wahrnahm.
Nach einer Weile näherten wir uns einem größeren Gebilde von Inseln. Plötzlich tauchten wir in ein Meer von unzähligen Inseln und Felsen ein und ich war hellwach. Das klare Wasser strahlte in den schönsten blau-grün-türkis-Tönen, ein Meer von Korallen unter uns und dann wuchsen förmlich aus dem Wasser die Felsen-Inseln in den verrücktesten Formen. Ein anfangs für mich so unwirkliches Bild-ein wahres Kunstwerk der Natur. Mutter Natur hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet.
Unser erstes Ziel war der Puncak Harfat, von diesem Hügel sollte man einen grandiosen Blick auf diese Inselwelt bekommen. Natürlich hieß das den Hügel zu erklimmen und viel Schweiß sollte fließen. Dafür wurde ich dann mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Überall soweit das Auge reicht waren Inseln jeder Größe zu sehen. Die Farben des Meeres, die Korallenriffe, die Felsen, die grünen Inseln und die Lagunen – diese ganze Inselwelt faszinierte mich. Ich wollte mehr davon sehen.
So fahren wir durch ein wahres Labyrinth von Inseln und skurrilen Felsformationen. Es geht durch unzählige kleine Kanäle. Die Farbe des Meeres wechselte permanent-so viele verschiedene Farbtöne des Wassers-Wahnsinn.
Hunderte bizarr geformte Kalkfelseninseln reihen sich aneinander und bilden zusammen  eine Landschaft von unvergesslicher Schönheit. Die Formen der von der Natur so wild geformten Felsen geben denen auch ihre Namen. Da fahren wir durch den Weihnachtsbaumwald, am Tempel vorbei, da ist der Scham-Rock, der Hochzeitsfelsen oder das Segelboot. Manchmal komme ich mir vor wie auf einem anderen Planeten.
Es gibt hier prähistorische Felsmalereien der Ureinwohner die viele tausend Jahre alt sind zu bestaunen. Wie sind sie nur die Felsen hochgekommen?
An den Rocks wachsen schöne Orchideen und fleischfressende Pflanzen.
Einfach alles ist so stimmig hier. Eine traumhafte Gegend und es ist noch schöner als erwartet. Dabei wurde mir schon so wild davon vorgeschwärmt.
Leider spielt das Wetter nicht immer so mit wie ich mir das gewünscht hätte. Zur Mittagszeit ziehen innerhalb kürzester Zeit dunkle Wolken auf. Der Regen lässt dann nicht lange auf sich warten.
Zum Glück gibt es ja hier auch einige interessante Höhlen zu besichtigen. Da sollte mich der Regen nicht stören. Wir klettern in eine der Höhlen die vielen Vögeln als Nistplatz dient. Schöne Stalaktiten und Stalagmiten gibt es zu bestaunen und nach einer Weile hatte der Regen sich verzogen. Die Sonne kämpft sich wieder hervor und ein kleiner netter Strand lädt hier gleich zum Schwimmen und Schnorcheln ein.
Da habe ich schon bis hierher so viel gesehen aber es sollte noch lange nicht Schluss sein mit meinem Ausflug zu ein paar der Highlights von Missol. Es war ja gerade früher Nachmittag und das nächste Ziel war der Quallensee Lenmakana.
Um zum See zu gelangen war ein doch etwas anstrengender Marsch zu absolvieren. Es ging steil die Felsenklippen empor und aufgrund des Regens war alles sehr rutschig. So wurde es eher eine kleine Klettertour der Klippe hoch um dann an der anderen Seite zum See herunter zu klettern.
Der See ist idyllisch gelegen. Von Felsklippen umgeben und mit viel Grün beschenkt ist er ein schöner Spot. Ich war mittlerweile wieder mal durchgeschwitzt und ich sollte direkt das Bad mit den unzähligen Quallen genießen. Es war nicht der erste Quallensee auf meinen Reisen und so war ich vertraut mit den Tausenden Quallen zu schwimmen. Es gab hier zwei Arten von Quallen und nebenbei auch unzählige Fische zu bestaunen. Man musste schon wegen der Unmengen an Quallen aufpassen wie man sich bewegt ohne diese zu verletzen. Leider hieß es nach dem Bad wieder die Felsklippe zu überwinden und die Erfrischung war dahin.
Dafür ging es als nächstes zu einer kleinen Insel mit einem wunderschönen Strand. Hier grillten wir ein paar Fische und nahmen ein verspätetes Mittagessen zu uns. Das Schwimmen war schön aber die Unterwasserwelt war für Raja Ampat-Verhältnisse eher schlecht. Hier relaxten wir eine Weile bevor es erneut in das Labyrinth der Inseln und Felsen ging.
Mit dem Sonnenuntergang traten wir den Rückweg an. Ein wunderschöner Tag mit so vielen Eindrücken neigte sich dem Ende entgegen. Ich sollte dann in meinen letzten Tagen auf der kleinen Insel alles noch einmal durchgehen.
Auch mein Indonesien-Trip sollte sich für dieses Jahr auf das Ende zu bewegen. Es ging dann mit dem Boot über Yellu nach Sorong zurück.
Hier freute ich mich riesig auf kaltes Bier. Die Wahlen waren vorbei und so stand dem nix im Wege.
Mit jeweils ein bis zwei Tagen Aufenthalt ging es dann über Makassar und Kuala Lumpur zurück nach Berlin.