Wo soll ich den Winter verbringen? Diese Frage stellte sich mir aufgrund der ganzen Corona-Scheiße. Das Reisen war in den meisten Ländern nicht möglich oder sehr eingeschränkt.
Ein Reiseland musste gefunden werden und es sollte einige Grundvorrausetzungen erfüllen.
Ich brauche ein Land mit viel Sonnenschein und Wärme, ein paar schöne Inseln oder wenigstens an einem Ozean gelegen ist wichtig, aber auch eine abwechslungsreiche Natur und Kultur war erwünscht. Am liebsten sollte es in der Nähe des Äquators liegen und eine wanderfreundliche Bergwelt und ein bisschen Dschungel wären auch nicht schlecht. Am wichtigsten war mir aber die Möglichkeit des freien Reisens. Also wohin in diesem verdammten Winter?
Da gab es im Januar 2021 nicht viele Möglichkeiten. Mexiko war zum Beispiel eine Möglichkeit und dann kam Tansania ins Spiel.
Irgendwie sollte ich mich dann für Tansania mit Sansibar entscheiden.
Afrika da habe ich nicht viel Erfahrung und warum nicht mal wieder einen neuen Kontinent erkunden. Außer ein paar Ländern in Nordafrika hatte es mich noch nicht in diesen Teil der Welt gezogen.
So hieß es auf nach Ost-Afrika im Winter.
Hier will ich nur mal eine kurze Zusammenfassung meiner Reise in Tansania geben. Ich werde wohl demnächst noch einmal ausführlicher darauf eingehen.
Ich flog nach Dar Es Salaam und wollte gleich weiter nach Sansibar reisen. Mein Plan war 2-3 Wochen auf Sansibar zu relaxen und ein bisschen Sonne abzufassen, bevor ich mich auf das Festland stürzen wollte.
Es ging mit einer der schnellen Fähren nach Zanzibar Town. Hier lande ich in Stone Town, der magischen steinernen Stadt, dem historischen Zentrum der Stadt und Insel.
Stone Town ist faszinierend. Die alten Häuser aus Korallenstein, scheinbar wild aneinander gereiht, die unzähligen kleinen Gassen, das pulsierende Leben, die Märkte, die wunderschön verzierten Türen und…   Hier ließ ich mich gerne durch das Gassengewirr treiben.
Die Welt ist klein durfte ich wieder mal erleben. Ich sollte gleich an meinem zweiten Tag einen alten Freund treffen. Lunze hatte ein Haus im Nordosten der Insel in dem kleinen Ort Pwani Mchangani gemietet. Hier haben sich einige große All-inclusive-Resorts angesiedelt. Nicht so mein Ding, aber die blütenweißen Sandstrände und das türkisblaue Meer ließen die Resorts vergessen. Der kleine Ort ist sehr entspannend und von den Resorts bekommt man im Dorf nichts mit. So verbrachte ich meine ersten zwei Wochen hier mit meinem Freund Lunze.
Anschließend machten wir uns auf den Weg an die südliche Ostküste. Ähnlich wie in Pwani gibt es hier herrliche weiße Sandstrände und leuchtend türkisfarbenes Wasser. Wir erkunden die Gegend, gehen viel schwimmen und machen die Bars unsicher.
Ich will dann Richtung Festland reisen aber muss das, während wir in Stone Town einen Stopp einlegen, verschieben. Ich habe mir Corona eingefangen und begebe mich in Stone Town in einem Hostel in Quarantäne.
Nach meiner Genesung und ein paar Tagen Quarantäne reise ich über Dar Es Salaam nach Arusha in den Norden des Landes. Die Stadt ist das Zentrum für Safaris in die Nationalparks des Nordens.
Arusha liegt auf weit über 1000 m Höhe und der 4566 m hohe Mt. Meru thront über der Stadt. Aufgrund der Höhe ist das Klima in der Region sehr angenehm. Arusha sollte in den kommenden Wochen immer wieder mein Ziel sein.
Mein erstes Ziel hier im Norden sollte der Lake Natron mit dem aktiven Vulkan Ol Doinyo Lengai (Berg Gottes) sein. Der perfekt kegelförmige Vulkan mit 2960 m ist der heilige Berg der Massai.
Die erste Safari in Afrika stand an und ich hatte das Glück günstig auf eine schon organisierte Safari aufzuspringen.
Die Fahrt zum Natron See und dem heiligen Berg der Massai geht über wilde Schotterpisten inklusive großer Schlaglöcher, Flussbetten und teilweise ist keine Piste mehr zu erkennen. Es geht anfangs durch endlose Grassteppen und es wird mit der Zeit immer karger. Stein- und Geröllwüsten, Sandlandschaften und Vulkane prägen die bizarre Schönheit der Landschaft. Dabei begleiten uns die ganze Zeit Herden von Zebras, Gazellen und Gnus und Giraffen.
Der Lake Natron ist ein seichter Sodasee, der zeitweise eine rosarote Färbung erlebt. Die Gegend wirkt lebensfeindlich und trotzdem leben hier große Vogelkolonien. Es ist einer der weltweit bedeutendsten Brutplätze der Zwergflamingos.
Die Wanderungen auf den Grabenbruch, zum See, zu den Massai-Dörfern und zu Wasserfällen sind fantastisch. Ich komme großen Gruppen von Giraffen so nah, die Zebraherden ziehen direkt an uns vorbei und dann der See voller Flamingos. Hier kann man im Gegensatz zu vielen Safaris mit einem Massai-Guide einfach zu Fuß durch die Gegend laufen. Leider bin ich nach meiner Corona-Erkrankung noch nicht fit genug um den heiligen Berg zu besteigen. So gibt es einen Grund wieder zurück zu kommen.
Nach ein paar Tagen in Arusha sollte ich die nächste Safari in Angriff nehmen. Eine 4 Tage Safari in drei verschiedene Nationalparks stand auf meinem Programm.
Am ersten Tag ging es von Arusha aus zum Tarangire Nationalpark.
Die Landschaft besteht aus Grasland, offener Baumsavanne, dichtem Busch – und Waldland, Sumpfgebieten und Hügeln und Felsen. Er ist bekannt für seine riesigen Baobab-Bäume bekannt und seine große Elefantenpopulation, daher wird er auch der Park der Elefanten genannt.
Am zweiten und dritten Tag geht es in den Serengeti-Nationalpark.
Die Serengeti, abgeleitet aus der Massai-Sprache, bedeutet das große endlose Land. Unendliche flache Grassteppen im Süden stehen leicht hügeligen zum Teil bewaldeten Ebenen im Norden gegenüber. Im Mittelpunkt stehen die unendlich scheinenden Grassavannen mit ihren verstreuten Akazien. Den Anblick der nahezu unendlich weiten Serengeti-Ebene mit ihren unzähligen Tierherden, die sich abends von der trockenen Savanne bis zum rotglühenden Horizont erstrecken ist beeindruckend. Der Park ist berühmt für seine sich jährlich wiederholende große Tierwanderung von Millionen von Gnus, Zebras und Gazellen. Es ist Schauplatz der einzigen verbliebenen intakten Tierwanderung der Welt. Der Park ist die Heimat der größten Tierherden der Welt und von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt worden. Die Tiervielfalt ist einfach beeindruckend.
Nach zwei Tagen in der Serengeti sollte es zum Ngorongoro Conservation Area gehen. Besser gesagt wollen wir den Ngorongoro Krater, den größten Zoo der Welt-wie er auch gelegentlich genannt wird, einen Besuch abstatten. Der Ngorongoro-Krater ist einer der größten vulkanischen Krater der Welt. Das Ngorongoro Schutzgebiet umfasst sehr unterschiedliche Lebensräume. Hier gibt es alles, von immergrünem dichtem Bergwald über fruchtbare mit Flüssen, Sümpfen und Seen bedeckte Kraterböden bis hin zu wüstenartigen Savannen. Dominiert wird das Gebiet jedoch vom Ngorongoro-Krater, hier herrschen besonders gute Lebensbedingungen für die Wildtiere. 25.000 bis 30000 Tiere bevölkern den Krater, darunter die höchste Raubtierdichte Afrikas. Allein der Blick vom Kraterrand in den „Zoo“ ist schon beeindruckend. Der Ngorongoro Krater mit seiner einzigartigen Landschaft und reichhaltigen Tierwelt wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. In dem Gebiet rund um den Ngorongoro Krater leben neben den zahlreichen Tieren auch viele Massai. Sie nutzen das Schutzgebiet auch als Weideland.
Nach vier Tagen ging die Safari zu Ende und ich sollte wieder in Arusha landen. Hier lernte ich Wema kennen und hatte dann meinen lokalen Guide. Wir unternahmen viel in der Umgebung der Stadt. Sie entführte mich in den Dschungel am Mt. Meru, wir wanderten zu Wasserfällen und Seen.
Das Reisefieber sollte mich trotzdem wieder packen. Ich reiste nach Moshi um in der Nähe des Kilimanjaro in die Natur einzutauchen. Mein Freund Lunze hatte mittlerweile Sansibar verlassen und hier kreuzten sich unsere Wege wieder. Moshi bietet schöne Blicke auf den Kili und ist eigentlich eine nette Stadt. Trotzdem wollten wir in die Natur.

Köstliches Frühstück

So reisten wir nach Marangu, ein nettes Dorf zu Füßen des Kilimanjaro. Hier ist einer der Startpunkte für die Besteigung des Berges und so ist die Anreise und die Suche nach einer Unterkunft kein Problem. Das gemäßigte Klima ist perfekt für unzählige Wanderungen durch dichte Wälder, vorbei an Wasserfällen, tiefen Schluchten und Höhlen. Schöne Aussichtspunkte gewähren uns Blicke auf das Dach Afrikas. Die Silhouette des 5895 m hohen Kilimanjaro erhebt sich über dem endlosen Grün der Landschaft. Das fruchtbare Land wird intensiv genutzt. Auf den unzähligen Plantagen werden Bananen, Kaffee, Zuckerrohr und andere Früchte angebaut. Die Ausläufer des Kili sind malerisch und immer wieder ist die atemberaubende Kulisse des Kilimanjaro zu bestaunen.
Irgendwann zog es mich dann doch wieder zurück zu Wema. Ich musste nebenbei auch mein Visum verlängern und da bot sich Arusha an. Nachdem ich ohne Probleme meine Visum-Verlängerung bekommen hatte, hieß es neue Reispläne schmieden. Wema und ihre Tochter konnte ich überreden mit zu reisen.
So geht es eines Morgens zu viert los. Lunze schließt sich uns an um neue Regionen des Landes zu bereisen. Unser erstes Ziel sind die Usambara-Berge.
Nach langer Fahrt durch das meist flache Afrika geht es auf einer kurvenreichen Straße in den Hauptort Lushoto, der malerisch eingebettet in den Bergen liegt. Das üppige Grün und die schroffen Berge erinnern irgendwie an europäische Bergwelten. Die Fruchtbarkeit der Region überrascht. Überall wird Gemüse und Obst angebaut, ja selbst Pflaumen, Äpfel, Kirschen und Erdbeeren wachsen hier. Das gemäßigte Klima sowie die Abgeschiedenheit der Bergwelt haben dazu geführt, dass die Usambara-Berge aufgrund ihres Pflanzenreichtums und vor allem ihrer vielen endemischen Pflanzen und Tiere zu den interessantesten botanischen Gebieten des Landes zählen.
Bei unseren Streifzügen durch die herrlichen Naturlandschaften entdecken wir pittoreske Bergdörfer in dieser sattgrünen Vegetation. Herrliche Wälder und Felder überall, Flüsse schlängeln sich durchs Land bis sie wieder an einem der Berge als beeindruckende Wasserfälle herunterstürzen und die traumhaften Aussichten an den verschiedenen View-Points.
Nach wunderschönen Tagen in den Bergen zieht es uns langsam in Richtung Küste.
Wir wollen zum Ushongo Beach und legen auf dem Weg einen Halt in der Hafenstadt Tanga ein. Ein angenehmer verschlafener Ort nicht weit von der Grenze zu Kenia entfernt. Tanga ist das Radfahrerparadies des Landes, ja die breiten Straßen sind voller Radfahrer, die Stadt hat eine reichhaltige Geschichte, zahlreiche Gebäude erinnern an die koloniale Vergangenheit und hat viel Charme.
Unsere Weiterreise nach Ushongo Beach war eine „Katastrophe“. Unser Minibus war, auch für afrikanische Verhältnisse, total überfüllt und schon nach kurzer Zeit kaputt. Wir standen stundenlang irgendwo in der Pampa und hofften auf einen Ersatz. Nach und nach quetschten sich die Passagiere in anschließend kommende und ebenso überfüllte Minibusse. Nach vielen Stunden erreichten wir dann irgendwie Pangani, wo wir mit einer Fähre einen Fluss überqueren mussten. Nach wenigen Kilometern mit einem Bus stiegen wir dann auf Motoradtaxis um. Jetzt ging es, da es am vorherigen Tag wild geregnet hatte, auf wilden Schlammpisten bis zum Beach. Wir haben am Ende für die ca. 50 Kilometer fast den ganzen Tag gebraucht-Wahnsinn. Aber das war noch nicht genug. Jetzt mussten wir noch stundenlang verhandeln bis wir zu einem einigermaßen guten Preis eine Hütte bekommen haben.
Je anstrengender die Anreise umso schöner der Platz. Das traf wirklich zu und wir konnten die nächsten Tage den Beach genießen. Der palmengesäumte Strand war schon fast paradiesisch. Menschenleer, kein Trubel, keine großen Resorts, keine Beachboys dafür weitgehend naturbelassen und relativ sauber. Ein kleines Fischerdorf, ein paar Plätze mit Strand-Bungalows und sonst nix. Die Bungalows waren super und nur einen Sprung vom Strand entfernt. Das kleine Dorf war beschaulich, seine Bewohner freundlich und es gab ein paar kleine Essenstände. Bei den Fischern konnte man Fisch und Meeresfrüchte bekommen und ja kaltes Bier gab es in ein paar kleinen Bars.
Lunze reiste von hieraus mit einem Lokalboot nach Sansibar. Wema, Charlotte und ich reisten über Tanga nach Dar Es Salaam. Ich musste leider die Heimreise nach Berlin antreten. Der Abschied fiel schwer aber wir werden uns wiedersehen.
So das war mal ein kurzer Bericht über meinen Winter in Tansania. Ausführliche Berichte werden folgen.