Nach der Rückkehr von Bangkurung-Island schmiedete ich Pläne für meine Weiterreise. Ich hatte die Idee irgendwie von Banggai über die vielen Inselgruppen bis nach Papua zu reisen. Das hieß etwas Schwimmendes in Richtung Osten zu finden.Der Hafen ist da für gewöhnlich  die erste Adresse. Der Hafen von Banggai ist nicht groß aber Informationen zu bekommen kann schwierig werden. Jede Schiffs-Company hat ihr eigenes Bürohäuschen und diese sind nur besetzt wenn ein Schiff an-bzw. ablegt. Das heißt ich stehe überall vor verschlossenen Türen. Es gibt vereinzelt Info-Tafeln, denen man leider oft nicht vertrauen kann, da sie nicht aktuell sind. Am besten man fragt die Menschen in den kleinen Läden am Hafen. Diese wissen wann die Geschäfte gut laufen, da ein großes Schiff einläuft. Hier bekomme ich dann die gesuchte Information.
Ich habe Glück. Es sollte schon am nächsten Tag ein großes Pelni-Schiff über Nord-Sulawesi bis nach Ternate auf den Nord-Molukken fahren. Einfach perfekt dachte ich. So komme ich schnell und günstig bis auf die Gewürzinseln. Pelni, das große staatliche Schiffsunternehmen, hat seltsamer Weise kein Büro in der Nähe des Hafens. Nach langer Suche finde ich das Office. Es ist vor nicht allzu langer Zeit umgezogen und scheinbar weiß dies noch niemand in der Stadt. Immerhin ist es geöffnet und ich kann mir direkt ein Ticket nach Ternate kaufen.
Abreise von den geliebten Banggai-Inseln, das hieß mich von meinen Freunden zu verabschieden. Es sollte wild und folgenreich werden. Schon am späten Nachmittag packte ich vorsorglich meine Sachen und bezahlte meine offenen Rechnungen im Guest House. Dabei musste ich schon das erste Bier und viel schwarzgebrannter Schnaps mit meinem Freund dem Besitzer trinken.
Am Abend verabredete ich mich mit meinem Freund dem Schnapsverkäufer an seinem kleinen Shop. Hier sollte es dann wild zugehen, da er gefühlt alle Menschen, die ich mal kurz hier kennengelernt hatte, eingeladen hat. Es wurde lecker Fisch gegrillt und Bier und Schnaps lief in Strömen. Zum Glück sind die meisten Gäste schnell betrunken und  treten den Heimweg an. Am Ende feiern wir zu zweit die ganze Nacht durch, bevor wir uns am Morgen irgendwie nach Hause schleppen. Ja und hier fängt die „Scheiße“ an. Ich verschlafe die Abfahrt meines Schiffes. Pech gehabt-das soll schon mal passieren. Meist sind die Pelni-Boote verspätet und ich lasse mich in der Hoffnung es noch zu bekommen schnell zum Hafen fahren. Aber dort ist weit und breit nix von Pelni zu sehen. Wenn man mal eine Verspätung gebrauchen kann sind sie pünktlich. Die nächsten Tage haben dann alle meine Bekannten etwas zu lachen wenn sie mich sehen.
So machte ich mich erneut auf die Suche nach Schiffen in meine gewünschte Richtung. Pelni fährt nur einmal im Monat diese Route und das ist mir dann doch zu spät.
Ich treffe dann doch in einem dieser immer geschlossenen Büros jemanden an. Ich kann es kaum glauben. Dann fährt auch noch in drei Tagen ein Boot auf die Sula-Inseln. Das ist schon mal ein Stück in Richtung Osten. Mein Reise-Glück kehrt sofort zurück.
Ich bin vor Jahren schon einmal an diesen westlichsten Inseln der Molukken vorbei gefahren. Viel weiß ich aber trotzdem nicht. Die Inselgruppe liegt zwischen Sulawesi und den Molukken. Die Hauptinseln sind Sulabesi, Mangole und Taliabu. Diese sind zum großen Teil bewaldet und dünn besiedelt. Reisende verlaufen sich wohl für gewöhnlich nicht auf diese Inseln.
Mein neues Ziel sollte Falabisaya auf Mangole sein. Mittlerweile bin ich froh die große Pelni-Fähre verpasst zu haben. Auf den kleineren privaten Schiffen ist es meist lustig und man erlebt viel mehr.
So kommt dann wirklich der Abschied von Banggai. Nochmal verpasse ich nicht mein Boot. Es ist schon ziemlich voll als ich an Bord gehe. Auf dem Boot muss ich lange mit der Crew verhandeln. Ich will eine kleine Kabine zu einem guten Preis bekommen, als ich erfahre, dass wir fast zwei Tage unterwegs sein werden. Ich bin doch sehr überrascht über die Dauer der Fahrt. Da wäre ich mit Pelni ja schon fast in Papua. Im Laufe der Fahrt erklärt sich dies.
Von Banggai geht es zuerst nach Bobong auf Taliabu, der westlichsten und größten der Sula-Inseln. Wir bewegen uns langsam durch die schöne Molukkensee. Ich genieße einfach den Blick auf das Meer und die vorbeiziehenden Inseln.
Am späten Nachmittag erreichen wir Bobong und das übliche Warenverladen findet statt. Gefühlt gehen hier alle Passagiere an Land und ich frage mich wie lange wir hier wohl verbleiben werden. Nach einer Weile wird mir bewusst, dass wir bis zum Morgen in Bobong bleiben werden.
Ich bin froh die Kabine gemietet zu haben und mir so in Ruhe die Stadt anschauen kann. Dabei fällt mir auf das tausende Menschen unterwegs sind, da hier ein großes Fest stattfindet. Es ist, wie ich erfahre, das größte Ereignis des Jahres in dieser abgelegenen Gegend. Ein schräger Abend bzw. eine lange Nacht erwartet mich.
Eine große Bühne steht in der Nähe des Strandes und beschallt die ganze Umgebung mit zum Teil schrecklichem Indonesien-Pop. Vom Kleinkind bis zu den Urgroßeltern-alles scheint auf den Beinen zu sein. Die Moderatoren und Sängerinnen sind irgendwelche Stars, die aus der Hauptstadt Jakarta eingeflogen worden und hier das Inselvolk einheizen.
Es ist so ein schräges Bild: Sehr freizügig gekleidete sexy Sängerinnen begeistern hier die sehr konservativ gekleideten Einheimischen. Die Posen beim Tanzen der Sängerinnen sind mehr als nur sexy und sie werden wild angefeuert von verschleierten Frauen mit ihren Kindern und natürlich den Männern. Mitten auf der großen Bühne ist eine Art Ehrentribüne aufgebaut und hier sitzen die wichtigsten Politiker der Region. Im Laufe der Nacht tanzen und singen dann diese mit den „Stars“-das ist dann alles mehr als peinlich. Ich habe natürlich Spaß und amüsiere mich köstlich. Was für eine schräge Veranstaltung. Für diese ländliche Region scheint die Party kein Ende zu finden. Normalerweise werden hier wohl so gegen 22 Uhr die Bordsteine hochgeklappt. Aber an diesem Abend sollten alle-vom Kind bis zum Greis bis 3 Uhr Nachts auf der Straße sein. Wahnsinn!!
Spät nachts in meiner Koje muss ich feststellen: Ich habe wieder alles richtig gemacht. So ein Fest erlebt man in so einer Region nicht oft. Schon allein wegen diesem Abend hat sich das Verpassen meines ersten Bootes bezahlt gemacht.
Ich werde früh wach und bewege mich mit dem Sonnenaufgang an Deck. Das Meer sieht einladend aus und ich genieße die ersten Sonnenstrahlen. Ich will gerade nach einem Weg zum morgendlichen Bad im Meer suchen, da erschrecke ich. Da schwimmt doch direkt neben dem Schiff ein Krokodil vorbei. Ich kann es kaum glauben. Das habe ich so in einem  Hafen noch nicht erlebt. Ich lasse das mit dem Schwimmen und gehe lieber einen Kaffee trinken.
Im Laufe des Vormittags geht die Reise weiter. Das Boot ist beladen und viele neue Passagiere sind an Bord. Es geht in Richtung Falabisaya auf Mangole.
Wir bewegen uns an der Nordküste der Inselgruppe entlang und werden an vielen kleinen Orten kurze Stopps einlegen. Die Boote, wie dieses, sind hier die einzige Möglichkeit der Fortbewegung und Versorgung. Straßen gibt es nur in der Umgebung der wenigen größeren Orte. Ansonsten gibt es auf den Inseln kein Straßennetz das die Orte verbindet.
Die Fahrt ist wunderschön. Es geht vorbei an dichten Mangrovenwäldern vor den dschungelüberwucherten Inseln. Traumhafte kleine Inseln, schöne Strände, herrliche Buchten mit kleinen verträumten Orten und das Meer in schönsten Farben. Das Wetter zeigt sich für mich von der besten Seite. Man sieht oft dunkle Regenwolken über die Inseln ziehen aber über uns scheint immer die Sonne.
In den kleinen Orten ist dann immer viel los während das Boot anlegt. Familien werden wieder zusammengeführt. Waren ausgeladen und ich kann mich mit köstlichem Fisch und Obst eindecken.
Auf den Bootsfahrten wird natürlich immer viel getrunken und schon vormittags sitzen die Menschen zusammen und saufen ihren selbstgebrannten Schnaps. Irgendwann wissen dann alle, dass ich auch gerne mal einen kleinen Schluck zu mir nehme. So werde ich gefühlt bei jeder neu geöffneten Flasche zum Trinken eingeladen. Um Aufmerksamkeit brauche ich mich nicht zu kümmern. Schnell hat sich herum gesprochen, dass ich ihre Sprache spreche und muss öfter in meine Kabine flüchten.
Auf dem Boot, wie mittlerweile auf den meisten Booten in Indonesien, hängen überall Schilder: Kein Müll ins Meer werfen-haltet unser Meer sauber… Es gibt Mülleimer und sogar mehr Menschen als früher die ihren Müll dort entsorgen. Schon ein großer Fortschritt für Indonesien. Aber ich muss dann wieder beobachten wie die Crew am Ende die Mülleimer im Meer entleert. So eine Scheiße!! Ich spreche die Bootsmenschen darauf an und ab dann werde ich ignoriert.
Irgendwann in der Nacht kommen wir dann in Falabisaya an und ich darf in meiner Kabine bis zum Morgen schlafen. Falabisaya ist der größte Ort auf Mangole und gefällt mir gut. Es gibt überraschend viele kleine Läden und Imbisse, die Straßen sind voller Menschen und der Markt ist spannend. Die Menschen sind alle sehr neugierig und meine Ankunft sorgt für Aufregung. Überall begrüßt man mich freundlich mit „Hello Mister“ und muss unzählige Kaffees und Zigaretten mit den Einheimischen konsumieren.
Im Hafen habe ich dann viel Glück und lerne einen Speedboot-Fahrer kennen. Der hat am späten Vormittag ein paar Passagiere, die er nach Sanana bringen soll. Er lädt mich ein mitzufahren und da muss ich einfach mit.
In den nächsten Tagen stehen die Wahlen in Indonesien auf dem Programm und das heißt, dass dann die nächsten Tage keine Boote mehr fahren werden. Auf meinem Boot hatten ein paar Passagiere mich schon darauf vorbereitet die nächsten Wochen hier zu verbringen. Schön alles nimmt seinen Lauf.
Obwohl mir der Vormittag hier gut gefallen hat, bin ich froh weiter zu reisen. Sanana ist die größte Stadt auf den ganzen Sula-Inseln, und ich bin mir sicher von hier weiter reisen zu können.
Ich erfahre vor der Weiterreise, die Passagiere, die das Boot gemietet haben, sind alles wichtige Politiker dieser Region. Wir werden auf unserer Fahrt mehrere Stopps machen, da ein paar Wahlkampfauftritte stattfinden. Na das wird dann auch witzig.
Ich sehe viele Ecken der Inselwelt und in den Dörfern bekomme ich mehr Aufmerksamkeit als die Politiker bei ihren Auftritten. Vielleicht sollten sie mich ja als Wahlkampfhelfer engagieren. Diese Veranstaltungen finden in den öffentlichen Räumlichkeiten der Dörfer oder den Häusern der „Bürgermeister“ statt. Mit ein paar Versprechungen und kleinen Werbegeschenken werden dann mal schnell die Stimmen der Dörfer organisiert. Ich bin jetzt nicht wirklich der Mensch der Wahlveranstaltungen besucht-aber so wie hier habe ich mir das immer vorgestellt.
Ich werde unterwegs köstlich versorgt mit den Spezialitäten der Region. Überall wird gleichzeitig gegessen und „Politik“ betrieben. Ich habe schräge Diskussionen mit der Politikergarde und muss mich echt zurückhalten bei dem was ich sage.
So komme ich nach Sanana und werde bestens den ganzen Tag versorgt ohne auch nur einen Cent auszugeben. Wahrscheinlich wurde sowieso die ganze Tour von Steuergeldern bezahlt.
Der einzige wirklich sympathische Mensch war natürlich der Bootsfahrer bei dem ich mich herzlich zum Abschied bedanke.
Im Hafen von Sanana werden die Politiker von ihren Chauffeuren mit dicken Autos empfangen. Ich komme dann in den Genuss eines privaten Fahrers auf meiner Hotelsuche. Was für ein Tag!
Hier finde ich schnell ein nettes Zimmer und lasse mich ein paar Tage nieder.
Sanana ist auf Sulabesi, der südlichsten der Sula-Inseln, gelegen und die Hauptstadt der Inselgruppe. Eine angenehme ruhige Stadt. Die Stadt hat die einzige historische Attraktion des Archipels zu bieten, ein kleines niedliches holländisches Fort. Es ist das kleinste Fort das ich je gesehen habe und ich fühle mich beim Betreten ein wenig in eine Spielewelt versetzt. Ein Haus steht im Inneren der dicken Mauern und für viel mehr ist eigentlich auch kein Platz. Dafür ist es gut erhalten und auch noch die holländischen Kanonen zieren die Mauern. Es gibt in der Stadt eine neue riesige Moschee die sehenswert ist und einen schönen Hafen. Hier verbringe ich viel Zeit auf der Suche nach Möglichkeiten zur Weiterreise. Dabei lerne ich viele Bootsmenschen kennen und bekomme einige Einladungen zum Mitreisen. Leider fahren die meisten Schiffe in die für mich falsche Richtung. Am Hafen und der näheren Umgebung ist immer viel los. Die Kids haben Spaß beim Baden und die Schiffe bieten sich als Sprungtürme an. Man trifft sich hier auf einen Kaffee und Small-Talk. In einem benachbarten Park trifft sich am Abend die Jugend und kleine Konzerte finden statt. So lässt es sich ein paar Tage aushalten.
Ich will weiter in den Osten und nach vielen Fehlinformationen kommt an meinem dritten Tag tatsächlich ein großes Pelni-Boot in Sanana an.
So geht es mit Pelni von Sanana nach Ternate, der kleinen geschichtsträchtigen Vulkan-Insel und größten Stadt der Nordmolukken. Das ehemalige Sultanat sprüht vor Geschichte. Gewürznelken hatten es in der Vergangenheit zu einem Zentrum europäischer Machtkämpfe gemacht und unzählige Forts zeugen noch heute davon. Ich hatte die Region schon einige Male besucht und sollte diesmal nur durchreisen.
Die Fahrt mit der großen Pelni-Fähre geht schnell. Ich verlasse am Nachmittag Sanana und erreiche am frühen Morgen Ternate. Zum Sonnenaufgang lachen mich die wunderschönen Vulkaninseln dieser Region an.
Während der Fahrt bekomme ich ein paar gute Tipps für meine Weiterreise. Ich erfahre das am frühen Nachmittag von Weda auf Halmahera ein Boot in Richtung Sorong in West-Papua losfährt. Es fährt durch die traumhafte Inselwelt von Raja Ampat und soll auf den verschiedensten Inseln auf dem Weg anlegen. Das klingt fantastisch.
Kurz bevor ich Ternate erreiche muss ich daran denken, dass ich ja vor einigen Tagen schon mal ein Ticket nach Ternate gekauft hatte. Da war ja mein verpasstes Boot in Banggai. So bin ich mit  10 Tage Verspätung hier aber habe unheimlich viel erlebt. Was so ein Suff alles Schönes bewirken kann.
In Ternate angekommen fahre ich direkt zu einem anderen Hafen weiter. Ich will gleich nach Halmahera um von dort das Boot in Richtung West-Papua zu bekommen.
Das ist alles unkompliziert. Ich bin schon einmal auf Halmahera gereist und muss erst mal mit einem Speed-Boot nach Sofifi. Das ist die neue Hauptstadt der Nord-Molukken. Die Überfahrt auf die größte Insel der Region geht schnell. Alle 20-30 Minuten fährt ein Boot und eine knappe Stunde später stehe ich auf Halmahera.
Hier am Sammel-Taxi-Markt von Sofifi bestürmen mich gleich unzählige Fahrer. Jeder will sein Taxi so schnell wie möglich voll bekommen und losfahren. Ich lasse mich auf keinen Fahrer ein, da ich das erste Taxi haben möchte das genug Fahrgäste hat. Die Preise sind alle einheitlich und ich muss nicht handeln.
Es dauert eine Weile und dann sitze ich mit 4 anderen Mitfahrern im Taxi auf dem Weg nach Weda an der Ostküste der Insel. Halmahera ist eine wunderschöne grüne Insel. Einige Vulkane, Dschungel, Berge und schöne Küste prägen die Landschaft. Der Fahrer scheint ein Rennen ohne Gegner fahren zu wollen. Verkehr gibt es auf den fast perfekten Straßen nicht, sie scheinen neu zu sein. Zum Glück kann ich den Fahrer in seinem Renn-Wahn bremsen, da ich die Schönheit der Insel genießen möchte. Irgendwann ist er so entspannt das er sogar an schönen Plätzen für einen Moment anhält. Nach vielleicht zwei Stunden erreichen wir Weda und ich lasse mich am scheinbar verlassenen Hafen absetzen.
Es ist Mittagszeit und nichts deutet daraufhin das heute überhaupt ein Boot abfährt. Ich setze mich in ein kleines Straßen-Café und erfahre, dass am späten Abend ein Boot fahren wird. Soviel mal wieder zu den Infos der Einheimischen. Weda ist eher ein trostloser Ort auf einer schönen Insel. Die Straßen sind leergefegt, wenige kleine Läden und ein paar Restaurants ohne Menschen. Scheiße jetzt muss ich hier viele Stunden verbringen.
In einem kleinen Restaurant freunde ich mich mit der Familie an und wir haben sehr lebhafte Gespräche. Ich kann mich hier duschen, bekomme bestes Essen und kann mein Gepäck aufbewahren. So erkunde ich den Ort der leider auch nicht besser wird.
Irgendwie vergeht die Zeit und am späteren Nachmittag erwacht das Leben im Hafen. Die Mitarbeiter im Hafenbüro erscheinen aber haben leider keinen richtigen Plan. Alles ist wild chaotisch und jeder erzählt mir etwas anderes über das Boot und dessen Abfahrt und Ziel. Ich beschließe auf das Boot zu warten und mit der Crew alles abzuklären.
Mittlerweile sind hunderte Menschen hier vor Ort und ich frage mich wie groß das Schiff sein soll. Vor dem Büro des Hafens bildet sich eine riesige Traube, da man jetzt Tickets verkauft. Irgendwie nimmt der Menschenstrom kein Ende und ich frage mich woher sie alle kommen und vor allem wo sie hin wollen. Man empfiehlt mir gleich ein Ticket zu kaufen, da es irgendwann keine mehr geben wird. Aber ich bin da entspannt und warte.
Am Abend läuft das doch nicht so große Boot im Hafen ein und ich suche direkt den Kontakt mit dem Kapitän. Immerhin stimmt der Zielort Sorong ansonsten waren die meisten Infos falsch. Es wird nicht an den von mir favorisierten Inseln gehalten. Scheiße-was mache ich.
Der Kapitän ist ein sympathischer Typ, wir freunden uns gleich an und ich kann jederzeit mitfahren auch wenn es später ausgebucht ist. So bleibe ich entspannt und versuche neue Pläne zu schmieden. Ich gehe meine Möglichkeiten durch aber viele gibt es nicht. Ich kann auf Halmahera bleiben oder mitfahren und irgendwo aussteigen. Das Boot wird nur zweimal Halt machen auf dem Weg nach Sorong. Mittlerweile habe ich auch kostenlos eine Kabine angeboten bekommen und wäre blöd nicht mitzufahren. So nehme ich die Kabine an und beschließe spontan mich unterwegs zu entscheiden.
Vor dem Hafen wird es mittlerweile immer chaotischer, mehr und mehr Menschen kommen und langsam verstehe ich was los ist. In zwei Tagen finden die Wahlen statt und es ist die letzte Möglichkeit nach Hause zu fahren. In den nächsten Tagen steht das große Land still. Außerdem taucht mittlerweile Polizei und Militär auf um die Wahlurnen an die entlegeneren Orte zu bringen. So werden neben den üblichen Waren und den vielen Menschen auch LKW-Ladungen voller Wahlurnen verschifft. Das kann nur lustig werden.
Leider werden wir nur am östlichsten Zipfel von Halmahera in Patani und auf der Insel Gebe halten. Also kommt für mich dann wohl auch nur Gebe als Ziel in Frage. Ich weiß von der Insel nur das dort eine große Nickel-Mine sein soll und sonst?? Die Insel Gag ist nicht weit entfernt und eines meiner geplanten Ziele. Viel weiß ich auch nicht darüber aber sie wurde mir wärmstens empfohlen. Aber wie sieht es mit dem Transport und… aus.
Die Abfahrt verzögert sich bis in die Nacht hinein. Zu viele Menschen und Waren wollen noch an Bord aber es gibt keinen Platz. Ich gehe am Abend, als klar ist das ich mitfahre, wieder in mein Restaurant vom Nachmittag um zu zahlen und mein Gepäck zu holen. Scheinbar waren die Gespräche so gut, dass man mich nicht zahlen lassen will. Nein es wird noch schöner und ich bekomme das nächste Essen aufgetischt. So verbringe ich die Zeit bis zur Abfahrt mit der netten Familie.
Das Boot ist zur Abfahrt vollkommen überladen und nur das gute Wetter und das ruhige Meer lassen mich mitfahren.
Ich lerne dann nachts ein paar junge Ingenieure aus Jakarta kennen, die für die Nickel-Mine arbeiten. Sofort bin ich nach Gebe eingeladen. Sie schmieden schon Pläne, was sie mit mir alles dort unternehmen können.
Früh am Morgen erreichen wir Patani, den ersten Halt, und das Boot leert sich. Fast die Hälfte der Passagiere geht von Bord und mit ihnen viele der Waren. Viele der Uniformierten verlassen ebenso das Boot mit einem Großteil der Wahlurnen.
Jetzt wird die Fahrt wesentlich entspannter, da man sich auch wieder auf dem Boot bewegen kann. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich in Gebe aussteigen soll oder doch bis Sorong in West-Papua fahre. Ich habe gute Gespräche mit den Bootsleuten und bekomme viele Infos über die Bootsverbindungen in diesem Teil von Indonesien.
Gebe scheint mir im Moment sehr abgelegen. Es gibt zwar Fährverbindungen in Richtung Westen aber nix weiter in Richtung Osten für die nächsten Tage/Wochen. Das liegt vor allem an den Wahlen. Um die Mittagszeit erreichen wir Gebe und ich setzte meine Suche nach Informationen über Weiterreisemöglichkeiten an Land fort. Im Hafen sind leider wieder alle Angestellten ohne einen Plan. Da frage ich mich doch immer wieder: Wieso sind die Hafenmitarbeiter immer so uninformiert? So beschließe ich mit dem Boot weiter zu fahren. Meine neuen Freunde die Ingenieure sind traurig aber die Bootscrew freut sich.
Ab Gebe ist das Boot dann leer. Mittlerweile sind mehr Crew-Mitglieder als Passagiere an Bord und die letzten Wahlurnen haben das Schiff verlassen.

Küche meines Bootes

Jetzt übertreibt es die Crew leider beim Trinken. Der Selbstgebrannte macht dauernd seine Runde und die Bootsmenschen sind schnell betrunken. Ich muss mehrfach erleben wie der Kapitän panisch an das Steuer rennt und die Route korrigiert, da wieder mal ein Steuermann so betrunken ist, dass er nix mehr checkt. Einige werden vom Kapitän des Platzes verwiesen bzw. ins Bett zum Ausnüchtern geschickt. Er übernimmt das Steuer für die nächsten Stunden und ich leiste ihm Gesellschaft und darf auch mal ans Steuer.
Die Inselwelt zwischen Halmahera und West-Papua ist ein Traum. Wir passieren viele wunderschöne kleine und größere Inselketten. Das Meer schimmert in den schönsten Blau-Tönen, das Grün des Dschungels und blendend weiße Strände prägen die Inseln. Aber es gibt leider auch einige Inseln wie Gebe und auch Gag die Rohstoffe wie Nickel haben und das sieht man ihnen an. Große Teile dieser Inseln sind gerodet und werden abgetragen. Riesige Abraumhalden und entwaldete Inseln das passt hier sogar nicht in das Bild dieses großartigen Archipels.
Zwischen Gebe und Gag verlassen wir das Gebiet der Molukken, der Gewürzinseln, und haben jetzt West-Papua erreicht. Gag gehört schon zur Inselwelt Raja Ampats.
Es scheint aber noch weit weg von dem in den letzten Jahren touristisch boomenden Unterwasser-Paradies. Raja Ampats unglaubliche Anzahl und Vielfalt an Meereslebewesen und seine riesigen unberührten Korallenriffe sind der Traum aller Taucher und Schnorchler. Es ist die vielfältigste Unterwasserwelt der Welt. Im Laufe des Tages passieren wir dann auch die heute populärsten Spots der Region.
Neben den vielen immergrünen Dschungelinseln kann ich unzählige Felseninseln inmitten des klaren, blauen Wassers bestaune ich und der Himmel strahlt im schönsten Blau. Die spektakulären Landschaften des Archipels faszinieren mich. Mutter Natur hat hier wahre Kunstwerke geschaffen. Dazu erlebe ich einen fantastischen Sonnenuntergang inmitten dieses Traums von Archipel.
Irgendwann in der Nacht erreichen wir dann Sorong. Ich schlafe schon und werde erst am Morgen wach. Ich habe ein paar Ideen für meine Weiterreise dank meiner Crew. Sie geben mir ein paar gute Tipps und so gehe ich auf die Suche nach einem Boot. Das Problem mit den Wahlen besteht natürlich hier in West-Papua genauso. Doch hier werden trotz der Wahlen am heutigen Tag Boote zu ein paar Zielen in Raja Ampat fahren. Dank der vielen Touristen die mittlerweile diese Region besuchen, wird der Bootsverkehr nicht eingestellt.

Mehr dazu beim nächsten Mal.