Obwohl dunkle Corona-Wolken das Reisen auf der Welt einschränken sollten, ließ ich mich trotzdem nicht vom Reisen aufhalten. Ich durfte ja schon länger im Frühjahr in Indonesien verweilen und nach knapp zwei Monaten in Deutschland wurde es Zeit wieder loszuziehen.
Im Sommer ging es für ein paar Wochen nach Rumänien. Seit vielen Jahren schon eines meiner Lieblingsländer und dank der Mitgliedschaft in der EU auch unkompliziert in dieser schwierigen Reisezeit.
Ich wollte ein paar Freunde besuchen, Tanzen auf einem kleinen Festival, das Naturparadies Donaudelta bereisen und So landete ich in Cluj-Napoca/Klausenburg in Siebenbürgen.
Die Region ist von Bergen und herrlichen Wäldern geprägt. Cluj ist eine Stadt, die immer einen Besuch wert ist. Sie ist gerade sowas wie die hippeste Stadt des Landes. Die Stadt ist voller Leben, eine große Zahl von Studenten aus dem In- und Ausland, Kneipen mit Musik jeglicher Art, Nachtclubs, Restaurants mit guter Küche, Museen, Theater und viele Sehenswürdigkeiten warten um besucht zu werden. Die Innenstadt ist von historischen Bauwerken aus unterschiedlichen Jahrhunderten geprägt.
Die Hostels waren alle geöffnet und auch sonst gab es keine wirklichen Einschränkungen trotz Corona. Ich habe auf einen Tipp ein tolles Hostel gefunden. Reisende sollten hier zwar die Ausnahme bleiben, wohl wegen Corona, aber ansonsten ist ein beliebter Treffpunkt cooler Leute der Stadt. Fassbier und gelegentlich Vokü, ein Proberaum für die lokale Musikszene und ein netter Hof zum Abhängen-was wollte ich mehr. Nach einer wilden ersten Nacht, in der ich zu lange durch die Bars der Stadt zog, holte ich mir den ersten Kater meiner Reise ab. Am nächsten Tag kam mein Freund Toni in die Stadt. Wir wollten zu einer kleinen, feinen Party auf dem Land. Das war eine gute Idee.
Es ging in ein kleines Dorf irgendwo mitten im Wald. Ich verlor schon auf dem Weg zum Fest die Orientierung. Wir waren in einem Wohnmobil mit ein paar mehr Freunden unterwegs und es wurde gefeiert. Die Party war fantastisch und ich genoss es endlich wieder frei tanzen zu können. Nach einer durchtanzten Nacht und einem dieser wilden Vormittage nach einer Party wurde es Zeit ein wenig zu relaxen. Irgendwie kamen wir zurück nach Cluj um eine kurze Feierpause einzulegen.
Am nächsten Tag fuhr ich mit meinem Freund und seiner Freundin nach Medias. Eine wunderschöne Stadt in Siebenbürgen. Hier in der Nähe wollte mein Kumpel Toni sich ein Haus kaufen. Eine schöne Gegend am gefühlten Ende der Welt. Es geht durch das Dorf Wormloch und dann endet die Straße im kleinen Ort in dem er mittlerweile wohnt. Hier klärte er ein paar Details zum Hauskauf. Ich konnte in der Zeit guten Pflaumenschnaps erwerben und mir das Dorf und die Gegend anschauen bevor wir zurück nach Medias fuhren.
In Medias blieben wir ein paar Tage und mir gefiel die Stadt sofort. Die vielleicht schönste Stadt Siebenbürgens.
Die mittelalterliche Stadt mit ihrer Stadtmauer, den Stadttoren und Türmen beeindruckt. Die Außenmauern des innerstädtischen Kastells umschließen neben der Margarethenkirche das alte Rathaus, die ehemaligen Schulen und das Kloster. Die gesamte Burganlage ist als Einheit erhalten geblieben und gilt als stärkste erhaltene sächsische Stadtkirchenburg. Das Wahrzeichen von Medias ist der Trompeterturm. Er ist das höchste Gebäude der Stadt und berühmt für seine Schieflage. Nicht nur Pisa hat einen schiefen Turm.
Ich wanderte durch die Burganlage und die kleinen Straßen der Stadt. Es gibt viel zu entdecken und bestaunen. Vor allem die Sachsenhäuser und Höfe sind wunderschön. Die leuchtend bunten Häuser mit ihren schönen Toren sind schon einen Besuch wert. Dazu hier und da ein Turm, die Stadtmauer oder ein Stadttor, das ganze Ensemble der Stadt ist großartig. Dazu ist es eine sehr angenehme kleine und ruhige Stadt, die nicht so überlaufen ist, wie andere Städte in Siebenbürgen. Ich komme wieder.
In Medias verabschiedete ich mich von Toni und Co und nahm den Zug nach Bukarest. Ich wollte mich mit Delia und ein paar anderen Freunden treffen.
Die Zugfahrt war sehr schön, da es durch eine wunderschöne Landschaft ging. Der Zug fast leer war, manchmal ist das Reisen in der Corona-Zeit doch toll. Ich hatte viel Platz und ließ das schöne Rumänien an mir vorbeiziehen.
In Bukarest angekommen zog es mich gleich in meine Lieblingsbar: Underworld. Diese Punk-Rock-Bar, mit kleinem Club für Konzerte im Keller und einem dazugehörigen Hostel ist immer einen Besuch wert. Hier laufen mir immer ein paar Bekannte über den Weg und schlafen tue ich oft hier im Hostel. Ein paar Biere gönne ich mir hier, sitze mit Gabby dem alten Punkrocker und Besitzer und Freunden herum.
Ich habe mich am Abend aber mit Delia und ihrer Tochter Ana verabredet. So zieht es mich ins Green Hours. Ein Jazz Café mit großer Terrasse und angenehmen Flair. Hier finden Jazz und Blues Konzerte statt und die Hausweine sind vorzüglich. So machen wir uns einen schönen Abend mit vielen Karaffen Hauswein. Wir hatten uns lange nicht gesehen und so haben wir uns viel zu erzählen und die Zeit und der Wein verfliegen.
Ich will am nächsten Tag mit Freunden ins Donaudelta fahren. Sie wollen mich in Bukarest abholen aber sie verschieben ihre Abreise auf den späten Abend. So treffe ich mich mit Delia und ein paar Freunden in einem Park. Jeder bringt ein paar Snacks und Getränke für unserer großes Picknick mit. Die alkoholischen Getränke müssen wir hier tarnen, da es nicht erlaubt ist in der Öffentlichkeit zu trinken. So gibt es die Cocktails aus der Thermoskanne und den Wein aus Plasteflaschen. Das Wetter ist herrlich, die Sonne scheint, wir sitzen im Grünen aber irgendwie mitten in der Stadt, um uns herum zwitschern die Vögel, eine Gruppe junger Musiker sorgen für die musikalische Unterhaltung. Ein fantastischer Tag in Bukarest und er ist noch nicht zu Ende.
Meine Freunde aus dem Westen Rumäniens kommen am Ende gegen Mitternacht in der Stadt an und ich steige in ihren Bus zur nächsten Party. Wir feiern unser Wiedersehen und gleichzeitig rollen wir in Richtung Donaudelta. Am frühen Morgen erreichen wir die Stadt Tulcea, das Tor zum Delta. Bei meinen früheren Besuchen ging es ab hier auf dem Wasser weiter.
Das Donaudelta teilt sich in drei große Flussarme. Im Norden ist der Chilia-Kanal, der teilweise auch der Grenzfluss zwischen Rumänien und der Ukraine ist. In der Mitte befindet sich der Sulina-Arm, der Einzige der auch mit großen Schiffen befahrbar ist. Im Süden ist der Sfantu Gheorghe-Arm der noch der ursprünglichste und wildeste ist. Hier gelangt man nach Sfantu Gheorghe, mein Lieblingsort und auch späteres Ziel.
Mit meinen rumänischen Freunden wollen nach Mahmudia und Murighiol. Diese Orte liegen am südlichen Arm und sind noch an das Straßennetz angeschlossen. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten des Deltas, die nur über den Wasserweg erreichbar sind.
Das Donaudelta ist eine wundervolle Naturlandschaft, die sich ständig bewegt, verändert und immer noch wächst. Die Donau strömt ins Schwarze Meer und treibt seit Jahrhunderten Schwemmland mit sich und schuf das Delta, ein Labyrinth aus Flüssen, Gräben, Sümpfen, Schilfauen, Dünen, Inseln, Sandbänken und Seen. Diese Wasserwildnis ist beeindruckend und steht seit 1991 unter Naturschutz und gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO. Es dürfen keine neuen Siedlungen außer den bestehenden Dörfern errichtet werden.
Die Vielfalt und Unberührtheit dieser Naturlandschaft fasziniert. Schmale Waldstreifen aus Eichen, Weiden und Pappeln säumen die Ufer, Seerosen überziehen die Gewässer, unendlich wirken die riesigen Schilfe. Das zweitgrößte Delta Europas ist besonderer Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere und bietet den Menschen eine traumhafte Reise in die Natur.
Wir lassen uns auf einem Camping-Platz in Murighiol nieder. Meine Freunde hatten den Platz schon vorher gebucht und er war klasse. Es gibt eine große offene Küche, eine Feuerstelle, die sanitären Anlagen sind okay, Bäume spenden am Tag Schatten und keiner stört sich an unseren kleinen Partys. Außerdem liegt er am Rande des Ortes sozusagen schon inmitten der Natur des Deltas. Hier verbringen wir ein paar entspannte Tage. Wir unternehmen ein paar Ausflüge, kochen zusammen und lassen uns von den Camping-Besitzern mit köstlicher Fischsuppe und anderen leckeren Fischgerichten verwöhnen. Die verträumten Ortschaften mit ihren kleinen Häuschen in schönen Gärten, die Blumenpracht, das Wetter-alles ist perfekt. Ganz in der Nähe erstrecken sich riesige Sonnenblumenfelder und die Blumen lachen uns an-Wahnsinn.
Ein Besuch des Deltas ohne eine Bootstour durch das Wasserlabyrinth geht natürlich nicht. So haben wir uns ein Boot gemietet und es ging durch die Schilfwelt des Deltas. Viele kleine und größere Kanäle, Seen, Lagunen, schwimmende Inseln und dann wieder das Schwarze Meer und mittendrin unzählige Wasservögel. Überall sehen wir Reiher, Pelikane, Möwen, Kormorane, Schwäne, Enten, Eisvögel und… Raubvögel wie Falken und Adler kreisen am Himmel. Dann waren wir wieder inmitten eines Meeres aus Seerosen. Zeitweise wussten wir nicht ob wir jetzt auf einem großen See sind oder ob es das Meer ist und dann ging es wieder ins Schilfdickicht und es hieß Köpfe einziehen. Das Delta beherbergt das weltweit größte zusammenhängende Schilfrohrgebiet und das glaubt man sofort, wenn man sich durch die Schilflandschaften bewegt.
Überall wunderschöne, fast unberührte Natur inmitten dieser Wasserwelt. Außer der fantastischen Landschaft und der beeindruckenden Vogelvielfalt sollten wir zum Beispiel auch eine riesige Herde von Wildpferden begegnen. Es sollte meine bisher beste Bootstour im Delta werden. Unser Bootsmann ließ sich viel Zeit zum Erklären, er hatte ein gutes Auge für die Tierwelt und so verbrachten wir viele Stunden mit ihm in dieser einzigartigen Welt. Ein Abstecher führte uns zu einem Strand am Schwarzen Meer und die Abkühlung im Meer tat uns gut nach den vielen Stunden auf dem Boot.
Nach ein paar Tagen will ich weiter nach Sfantu Gheorghe reisen. Es heißt Abschied nehmen von meinen Freunden. Sie fahren mich nach Mahmudia und von hier geht es mit einem Boot weiter. Mein Freund Andreas hat ein Haus dort und ein Bekannter von ihm holt mich mit seinem Boot ab.
So erreiche ich an einem Nachmittag Sfantu Gheorghe. Der Ort ist nicht weit vom Meer entfernt, hat einen sehr dörflichen Charakter und ist irgendwie mitten im Delta. Hier gibt es keine asphaltierten Straßen alles einfach Sandwege – so ist das schön. Ich habe leider nur ein paar Tage übrig bevor ich nach Berlin zurück muss und diese gehen viel zu schnell vorbei. Das Wiedersehen mit Andreas wird gefeiert und ich genieße das wunderschöne Dorf. Das Wetter ist perfekt, die Menschen alle entspannt, das Meer nur zwei Kilometer entfernt, die Natur und die Ruhe. Was will ich mehr? Es gibt schon einige Touristen hier aber in dem weitläufigen Dorf und an dem kilometerlangen Strand fällt dies überhaupt nicht auf.
So wandere ich viel durch die Gegend, ob an der Donau, an einem der vielen Kanäle oder am Meer entlang. Sitze mit kaltem Bier in einem der Biergärten oder hänge im Namaste-Garten bei Andreas ab.