Am Morgen im Hafen von Banggai strahlt die Sonne am leuchtend blauen Himmel, die See ist ruhig und ich finde schnell das Boot nach Bangkurung. Zu meiner Freude gibt es hier viel Platz. Beste Vorrausetzungen für die Reise ins Dorf Lala. Es geht durch die herrliche Inselwelt der Banggai-Inseln. Die grünen hügelig-bergigen Inseln mit ihren traumhaften Stränden, Mangrovenwälder und den verträumten kleinen Dörfern. Unzählige Boote kreuzen unseren Weg. Während der kurzen Stopps in den Dörfer beobachten mich die Menschen staunend, sie verladen oder verkaufen Waren, gehen fischen oder sitzen entspannt in den kleinen Häfen und beobachten das Treiben. Wir passieren viele einladend aussehende Inseln, das Meer schillert in den schönsten Blau-und Türkistönen, was für eine schöne Fahrt. So vergehen die Stunden bis zum süd-östlichen Zipfel von Bangkurung ohne das Langeweile aufkommt.
Bei der Ankunft im kleinen Dorf Lala sehe ich schon von weitem Papa Sara. Er wirkt freudig überrascht mich zu sehen. Er kommt mich gleich am kleinen Pier abholen und die Freude ist groß bei unserem Wiedersehen. Natürlich hatte er meine SMS, die ich ihm vor ein paar Tagen geschickt hatte, nicht gelesen. Der Empfang ist hier vor Ort schlecht, nur gelegentlich hat man am Pier ein Signal. So war die Familie ein wenig überrascht über meinen Besuch und es dauerte ein wenig bis ich meine Hütte beziehen konnte.

Blick von meiner Hütte auf Lala

Papa Sara und Familie hatten schon ein paar indonesische Gäste, die geschäftlich im Archipel unterwegs waren. Sie bereisen die Inseln um traditionelle Medikamente in den Dörfern zu verkaufen. So sollte ich in den nächsten Tagen nette Gesprächspartner haben. Durch ihr Reise-Geschäft kommen sie viel in Indonesien herum und ich bekomme viele Tipps für interessante neue Ziele im riesigen Inselreich. Das fing schon sozusagen vor der Haustür an. Sie empfohlen mir ein paar schöne Ecken auf Bangkurung, die ich in den kommenden Tagen besuchen sollte.
Ich war im letzten Jahr schon einmal für mehrere Tage in Lala und unternahm ein paar schöne Trips mit Papa Sara. Wir besuchten einige kleine vorgelagerte Inseln und ich war hauptsächlich mit dem Entdecken der Unterwasserwelt beschäftigt. Während der Zeit bekam ich eine Idee von der Region und bekam Lust mehr zu sehen. Vor allem ein Atoll mehrere Stunden entfernt machte mich neugierig. Hier gibt es zwei kleine Dörfer mitten im Meer, weit weg von der nächsten Insel. Dafür und für Wanderungen auf Bangkurung fehlte mir die Zeit und dies wollte ich jetzt nachholen. Außerdem gibt es noch viele mir unbekannte Inseln und die davor gelegenen Riffe zu erkunden.
So sollte ich mich für die nächsten zwei Wochen in Lala niederlassen. Im kleinen Dorf gibt es natürlich nur für einige Stunden am Abend Strom und ab 22 Uhr schläft hier alles. Das war gut um ein paar ruhige entspannte Tage zu verbringen. Dies hieß früh schlafen zu gehen und von traumhaften Sonnenuntergängen geweckt zu werden. Diese konnte ich morgens direkt von meiner Terrasse aus genießen. Die ersten Tage verbrachte ich meist mit kleinen Wanderungen zu den Gärten/Plantagen der Umgebung. Es war gerade Saison für Durian- und Langsat-Früchte. Da hatte ich ein perfektes Timing und es gab diese Früchte gerade im Übermaß.
Über die Durian auch Stinkfrucht genannt hatte ich ja schon in älteren Beiträgen geschwärmt. Ich sollte hier gefühlt täglich mehrere Kilo Langsat und Durian verspeisen. Langsat, diese Beerenfrüchte hängen an 10-20 Meter hohen Bäumen in Trauben zusammen. Die kleinen Früchte haben ein saftig-klebriges weiß bis transparentes Fruchtfleisch und schmecken süß-säuerlich. Ich kenne und liebe sie schon seit vielen Jahren, jetzt weiß ich auch wie sie wachsen. In einigen Regionen Indonesiens gibt es sie ein wenig größer und sind dort unter dem Namen Duku bekannt. Hier in der Region gibt es auch viele Nelken-und Muskat-Bäume und natürlich die üblichen Obstgewächse wie Bananen, Papaya, Ananas und… .
Die Gegend ist ein grünes Paradies und überall grünt und blüht es. Es scheint hier alles zu gedeihen und wunderschöne Blüten lachen mich permanent an. Um Lala herum zieht sich eine Lagune und ein Meer von Mangroven breitet sich hier aus. So wird es nie langweilig und immer wieder gibt es etwas zu entdecken. Ob ein bunter Vogel wie aus dem Nichts auftaucht, eine Echse den nächsten Baum hochklettert oder eine kleine Schlange im Gebüsch verschwindet –Leben ist überall.
Natürlich kommt das Leben unter Wasser auch nicht zu kurz. Ich kann direkt von meiner Hütte ins Meer abtauchen und das tue ich täglich für ein paar Stunden. Das Riff vor Lala hat zwar arg gelitten in der Vergangenheit trotzdem gibt es viel Interessantes zu sehen. Ich schwimme die Küste hoch und runter und tauche auch in die Unterwasserwelt der Lagune ein.
Nach dem Tipp meiner kurzzeitigen Mitbewohner im kleinen Gästehaus komme ich auf die Idee um die südliche Landspitze von Bangkurung zu wandern. Nach einem Blick in eine Karte stelle ich fest, dass es nur ca. 25-30 Kilometer sind und dazu einige kleine Orte auf dem Weg liegen. Es sollte ein wunderschöner Rundweg werden.
So machte ich mich eines Vormittags auf den Weg. In meiner Karte ist der Rundweg als kleine Straße eingetragen. Nach der Tour muss ich aber sagen das Teile nur mit einem guten Motorrad befahrbar sind. Zu Fuß ist alles kein Problem. Das schwül-heiße Klima machte mir zwar ein wenig zu schaffen aber der Weg entschädigt für alles. Meist geht es in unmittelbarer Nähe zur Küste entlang. Wunderschöne Buchten mit traumhaften Stränden säumten ebenso meinen Weg wie scheinbar undurchdringlicher Dschungel mit riesigen Bäumen, Nelkenplantagen und die Gärten der Einheimischen. Grandiose Aussichten auf das Meer und die davorliegenden Inseln werden mir ebenso geboten wie kleine verträumte Dörfer mit ihren unglaublich freundlichen Bewohnern. Einige Kinder beäugen mich ängstlich und andere folgen mir kilometerweit und fragen mir Löcher in den Bauch. Ich habe Spaß und werde gefühlt an jedem dritten Haus zu Obst und Getränke eingeladen. In den kleinen Dörfern gibt es immer einen kleinen Laden für die wichtigsten Dinge des Lebens und hier trifft man sich. Ich werde natürlich immer wieder bestaunt. Wann kommt hier schon mal ein Weißer des Weges und dann auch noch zu Fuß. Ich gehe zwischendurch mit irgendwelchen Kids schwimmen und ein Local begleitet mich einfach aus Freude für einige Kilometer. Zu meiner Überraschung gibt es auch ein christliches Dorf mit Kirche auf dem Weg. Hier werde ich dann gleich zum Trinken von Palmwein eingeladen. Irgendwie ist es ein verrückter Trip über die Insel.
Nach zwei Dritteln der Tour geht es das erste Mal leicht bergauf und ich habe zu kämpfen. Dafür lohnt sich dann die Aussicht auf den Ort Lalong mit seinem perfekten natürlichen Hafen. Eine große Lagune in einem Meer von Mangroven breitet sich vor dem Dorf aus. Dahinter erheben sich dicht bewaldete Berge. Das Panorama von oben ist grandios, das Meer, die Berge, die Lagune und dann der wunderschöne kleine Ort. Es ist wohl das am schönsten gelegene Dorf der Insel.
Hier sollte ich lange verweilen. Ich werde zum Essen eingeladen und im Hafen lerne ich dann ein paar Bootsleute kennen. Ich muss schon wieder Palmwein trinken, fühle mich leicht angetrunken und die Zeit verrinnt. So bleibe ich bis zum Sonnenuntergang hier und der ist fantastisch. Als ob der Ort nicht schon so schön gelegen ist, nein die Sonne geht auch noch fast direkt über der schmalen Einfahrt in die Lagune unter. Das ist schon fast zu viel des Guten.
Dann wird es Zeit den Heimweg anzugehen. Die letzten sechs Kilometer von Lalong nach Lala gehen quer über die Insel-sozusagen von der westlichen zur östlichen Seite. Leider wie oft mit einem Berg dazwischen. Das sollte nochmal anstrengend werden, da ich ja erst mal den Berg erklimmen muss. Außerdem setzt langsam die Dunkelheit ein. Der Weg ist zum Glück jetzt wirklich eine kleine gute Straße und ich kann ihn nicht verfehlen.
Im Hause von Papa Sara herrschte schon helle Aufregung, da ich so spät zurückkomme. Mama Sara hatte sich große Sorgen gemacht. Mit der Dunkelheit kommt ja alles „Gefährliche und Böse“ nach draußen und dann kann man nicht mehr alleine unterwegs sein. Ich kann sie mit meiner Ankunft beruhigen und muss versprechen keine Nachtwanderungen mehr zu unternehmen.
Mein Hauptgrund um in die Inselwelt von Bangkurung zurückzukommen, war das Atoll Mondebulu und seine zwei kleinen Dörfer mitten im Meer zu besuchen. Ich wollte unbedingt sehen wie die Menschen hier weit weg von festem Boden unter den Füßen leben. Aber ich musste mich in Geduld üben. Das Wetter war meiner Meinung nach gut und auch das Meer schien ruhig zu sein. Doch für Papa Sara war es nicht gut genug. Der Wind kam tagelang aus der falschen Richtung und sein Boot ist zu klein für die stundenlange Fahrt, wenn das Wetter nicht perfekt ist. Er ist der Einheimische und weiß es besser.
So verbrachte ich einige Tage mehr als gewollt mit kurzen Wanderungen und dem regelmäßigen Schwimmen vor der Haustür. Es wurde eigentlich nie langweilig. Direkt vor meiner Tür und im Ort passierte immer viel. Ob die Menschen mit großen Netzen fischen oder mit Harpune losziehen um Speerfischen zu gehen. Es ist erstaunlich wie lange sie dabei unter Wasser bleiben, bis sie einen Fisch erbeuten.
Sie stehen auf ihren Terrassen am Wasser und versuchen ihr Glück nur mit einem Köder an einer Angelschnur. Andere wiederum suchen Muscheln und Ähnliches im Wasser. Jeder fängt auf seine Art die nächste Mahlzeit. Ich beobachte lieber das Treiben über und unter Wasser. Das Kino läuft sozusagen den ganzen Tag für mich.
Mein Essen steht ja zum Glück regelmäßig bei Mama Sara auf dem Tisch.
Regelmäßig kommen Fischer und bieten ihre frischen Fische zum Verkauf an. Dafür nehmen sie diese auch gleich noch aus und schneiden sie in mundgerechte Stücke.
Auch die Adler kreisen oft am Himmel auf der Suche nach Fisch und Reiher sitzen irgendwo über dem Wasser und warten auf die Fische.
Alles dreht sich hier logischer Weise um das Meer und dem schwimmenden Essen.
Die Kids des Dorfes verbringen viel Zeit im Meer. Scheinbar geht es meist direkt nach der Schule ab ins Wasser. Ob schwimmend oder mit kleinen Kanus sie haben immer riesigen Spaß bei ihrer Wasser-Action. Im Gegensatz zu anderen Völkern scheinen sie hier schon in jungen Jahren gute Schwimmer zu sein.
Das Wetter, wie Papa Sara gesagt hatte,  sollte wirklich ein wenig verrücktspielen in den folgenden Tagen. Es war oft traumhaft: die Sonne schien, kein Wind war zu spüren und das Meer  war ruhig und dann änderte sich alles innerhalb kürzester Zeit. Heftiger Wind kam auf, der Himmel wurde schwarz und es regnete in Strömen. Das Ganze war dann nach einer halben bis einer Stunde wieder vorbei und die Sonne kam zurück als ob nix gewesen wäre. Ich durfte eines Morgens Zeuge sein, wie es in Strömen vor meiner Hütte regnete und gleichzeitig im Hintergrund es einen traumhaften Sonnenaufgang gab.
Aufgrund des Wetters unternahm ich mit Papa Sara einige Touren in die nähere Umgebung. Ob wir zum großen Markttag nach Kalupapi fuhren oder der Unterwasserwelt der vorgelagerten Inseln einen Besuch abstatteten. Es gibt viele kleine wunderschöne Inseln mit fischreichen gut erhaltenen Korallenriffen in der Nähe von Lala. So gingen wir auf Entdeckungstour ins Unterwasserparadies. Er ging meist Fischen oder suchte nach anderen essbaren Wesen des Meeres. Vor allem hatten es ihm die Oktopusse und große Muscheln angetan. An manchen Tagen fuhren wir dann mit Eimern voller Muscheln zurück. Er fing aber auch normale Fische und kleine Rochen. Wenn er Glück hatte hing dann die ganze Terrasse bei schönem Wetter voller Rochen und Oktopusse zum Trocknen aus.
Papa Sara hat gefühlt auf jeder bewohnten Insel der Region Familie. So machten wir einige kleine Abstecher um diese zu besuchen und wie immer auch die Unterwasserwelt in Augenschein zu nehmen.
Meist musste ich erst mal Unmengen an Kaffee trinken, rauchen und wurden zum Essen eingeladen. Vor allem Pulau Saloko und Pulau Pandeh waren wunderschöne Inseln mit guten Korallenriffen vor der Tür.
Auf Pandeh-Island konnte ich zuschauen wie sie hier ihre Fischreusen bauen.
Saloko war auch eine verrückte Insel. Hier schienen sie alle spezialisiert zu sein auf das Fangen von Oktopussen und Tintenfisch. Ich habe noch nie so viele Tintenfische und Oktopusse gesehen. Zum Teil waren die Oktopusse einfach unglaublich groß. Gefühlt die halbe Insel war voller Tische auf den die Tintenfische getrocknet wurden. Bei so viel Fischreichtum waren unsere Taschen dann bei der Rückfahrt immer gut gefüllt.

Kids plündern Vogelnest

Während meiner Zeit in Lala sollte ich viele neue Freunde gewinnen und konnte mich über Langeweile nicht beschweren. Regelmäßig bekam ich in meiner kleinen Hütte am Strand Besuch und lernte viel über das Leben vor Ort.
Der Ausflug auf das Atoll Mondebulu stand aber immer noch aus. Ich konnte dann Papa Sara überreden trotz nicht perfektem Wetter eines Tages den Ausflug in Angriff zu nehmen. Ich musste ihm versichern, dass es mir nichts ausmacht während der Fahrt nass zu werden. Ich gehe täglich schwimmen, da stört es mich auch nicht von den Wellen nass zu werden. So packten wir unsere Sachen für drei Tage. Da wir ja sozusagen mitten im Meer die nächsten Tage wohnen sollten, mussten auch einige Lebensmittel eingepackt werden. Außer Fisch ohne Ende sollte es dort nix geben.
An einem Morgen bereiteten wir das Boot vor. Wir verpackten alles Wichtige wasserdicht und wollten los, da überraschte uns heftiger Regen. Wie das dann immer so ist, sollten wir das schlechteste Wetter der letzten zwei Wochen erwischen. Das war mal ein Volltreffer. Trotzdem war der Entschluss gefallen und mit ein wenig Verzögerung ging es los. Das Wetter war an diesem Tag wirklich sehr wechselhaft, ein Sonne-Regen-Mix begleitete uns die ganze Fahrt. Dementsprechend war das Meer sehr unruhig und teilweise wilde Wellen überrollten mich. Schon nach einer halben Stunde war ich bis auf die Unterhose nass und das Salz brannte mir in den Augen. Die Sonne knallte mir auf den Kopf und im nächsten Moment ging wieder eine Welle über das Boot. Schöne Kontraste die ganze Zeit aber ich hatte Spaß oder? Leider war es mir fast unmöglich Zigaretten zu rauchen bei den vielen Stunden auf dem Boot eine Katastrophe. Nikotinentzug, die permanente Meeresdusche und die knallende Sonne wurden mir langsam zu viel.
Auch das Fotografieren sollte sich als schwierig herausstellen. Immer wieder im wild schwankenden Boot die Kamera aus dem wasserdichten Packsack holen und bei der nächste Welle schnell reagieren und alles wieder verpacken. Wir passierten einige schöne Insel, wie die z.B. die schon besuchten Saloko und Pandeh und einige mehr. Überall waren die Menschen in ebenso kleinen Booten beim Fischen unterwegs. Es war beeindruckend wie sie bei dem Wellengang in aller Ruhe in ihren Booten standen und fischten. Ich saß nur und hatte schon zu kämpfen.
Wir kamen aufgrund der unruhigen See sehr langsam vorwärts. Ich wünschte mir nach mehreren Stunden im Sonne-Regen-Wellenmix endlich die Umrisse der Dörfer am Atoll zu sehen. Nach über vier Stunden unbequem, schwitzend und nass im kleinen Boot sitzend konnte ich die Silhouette der Dörfer in der Ferne sehen. Langsam näherten wir uns der Ansammlung von Häusern inmitten des Meeres. Je näher wir kamen umso deutlicher wurde wie weit die nächsten Inseln weg sind. Echt verrückt der Platz. Wir passierten das ersten Dorf und steuerten direkt das Haus von Endong im zweiten Village an. Endong ist ein Freund von Papa Sara und wir sollten bei ihm die nächsten Tage wohnen.
Ich schaute mich ein wenig um und bekomme einen ersten Eindruck. Es ist ein unglaublich faszinierender Platz. Ich bin begeistert und freue mich auf die nächsten Tage.
Hier im Dorf von Endong waren die Häuser über wackelige Stege bzw. einfache Bretter verbunden und man konnte sozusagen die Nachbarn zu Fuß besuchen. Schon auf den ersten Blick erkennt man das Betätigungsfeld der hier lebenden Menschen. An jeder freien Stelle hängen bzw. liegen die verschiedensten Fische zum Trocknen aus. Die Menschen hier im Dorf sind alle Bajo oder auch Bajau-Menschen sozusagen Seenomaden, die vor allem in dieser Region von Südostasien leben.
Das Meer am Atoll ist vollkommen ruhig und schimmert in den schönsten Farben. Ich freue mich schon auf das Erkunden der Unterwasserwelt.
Mir blieb nach der Ankunft nicht viel Zeit zum Bestaunen dieses Platzes. Endong hat in der Umgebung des Atolls unzählige Fischreusen aufgestellt. Das ist seine Art des Fischens. Das heißt er muss täglich raus um gefangene Fische aus Fallen zu holen und diese neu aufzustellen.
Ich wollte dabei sein und schon saß ich mit ihm im Boot. Während der Tour erklärte er mir, dass er jeden Tag die Hälfte seiner Reusen leert und wieder neu aufstellt. Somit steht dann jede Reuse zwei Tage bevor der Fang entnommen wird. Während der Tour staune ich wie er ohne Probleme seine Fischreusen findet. Für mich sieht auf dem Meer alles gleich aus und von der Wasseroberfläche aus sind die Fallen nicht zu sehen. Wir stoppen für mich irgendwo und dann geht es 5-10 Meter runter zu den Fallen. Die Reusen liegen auf dem Meeresboden und sind mit Steinen und Korallen beschwert, so dass sie nicht wegschwimmen. So tauchen wir ab ins Wasser um die Reusen frei zu machen und es geht nach oben um sie im Boot zu entleeren. Danach geht es wieder runter um sie neu aufzustellen. Ich staune nicht schlecht wie lange Endong jedes Mal unter Wasser bleibt. Ich muss mindestens einmal vorher Luft holen. Alles wiederholt sich dann viele Male bis die heutige Hälfte der Reusen leer ist und das Boot dafür gefühlt voll der verschiedenster Fische ist.
Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es zurück zum Dorf im Meer. Jetzt heißt es die Fische auszunehmen. Später werden sie in einer Salzlake für einen Tag eingelegt. Anschließend werden sie zum Trocknen in der Sonne ausgelegt bzw. aufgehangen.
Der erste Tag neigt sich langsam dem Ende entgegen. Ich unternehme eine kleine abenteuerliche Tour durch das kleine Dorf. Die wackeligen Bretter, die die einzelnen Hütten verbinden, wirken nicht wirklich vertrauenserweckend. Wenn ich dann mit großer Kamera und den letzten trockenen Klamotten darüber balanciere, komme ich mächtig ins Schwitzen und die Knie zittern. Spätestens bei meinem zweiten Gang durchs Dorf weiß ich aber wo ich hintreten muss.
Alle Menschen sind mit ihrem Fang beschäftigt. Sie zerlegen ihre Fische, legen sie ein, wenden die Halbgetrockneten oder bereiten das Abendessen vor. Nur die paar kleinen Kinder sind nicht mit Meeresgetier beschäftigt. So wandele ich zwischen den viel beschäftigten Bewohner hin und her und führe ein bisschen Smalltalk.
Im Haus von Endong ist der Fang mittlerweile komplett eingelegt und das Essen wird vorbereitet. Dabei bekomme ich gleich einen ersten Eindruck über die Ernährungsweise der Bewohner. Fisch, Fisch und noch mehr Fisch. Reis und Gemüse müssen von weither geholt werden aber Fisch gibt es ja hier in Unmengen. Wir haben zum Glück auch Gemüse und Reis mitgebracht aber damit wird sparsam umgegangen. Selbst mit dem Wasser und ja dem Holz zum Kochen muss man sparsam sein. Die nächste Insel mit Wasser ist mindestens eine halbe Stunde per Boot entfernt. Ich sollte in den nächsten Tagen Unmengen besten und frischesten Fisch genießen können. Speziell für mich bereitet Endong ein paar echte Delikatessen vor. So esse ich einige Fischarten das erste Mal. Ein Highlight ist das Sashimi-Sushi. Bei den Mengen frischesten Fisch bereiten wir täglich große Mengen Sashimi zu. Einfach schöne Filetstücken mit Zitrone, Ingwer und Chili-vielleicht nicht typisch japanisch-sind ein Gedicht. So werde ich in einer wirklich mehr als abgelegenen Region kulinarisch verwöhnt.
Am Abend sitze ich dann immer sehr lang mit Endong zusammen und wir haben gute Gespräche und viel Spaß. Endong ist hier in der Region auf einer kleinen Insel aufgewachsen. Bis vor ein paar Jahren ist er nie über diese Region hinaus gekommen und war er noch nie in einer richtigen Stadt.
Er sollte aber bekannt werden durch eine französische Dokumentation über das Atoll mit seinen Dörfern und Menschen. Dann ging es schnell und er bekam die Möglichkeit eine für ihn komplett fremde Welt kennenzulernen. Er wurde nach Paris in eine Fernsehshow eingeladen. Ja noch nie seine Inselwelt verlassen und dann ging es direkt für eine Woche in die Stadt der Liebe. Das war für ihn ein schräger Film. Der naive Inselbewohner inmitten der pulsierenden Großstadt. Da wurde er in ein für ihn wildes Abenteuer geschickt. Alles so unvorstellbar.
Ich komme in den nächsten Tagen nicht mehr aus dem Lachen heraus. Seine Geschichten über seine Paris-Tour sind einfach so witzig. Dazu hat er auch ein Talent zum Erzählen. Seine erste U-Bahn-Fahrt zum Beispiel sollte unvergesslich werden. „Da geht es tief unter die Erde und da ist alles hell und viele Menschen sind dort und es gibt Wind und dann kommt da ein Feuerwagen angefahren.“  Auch das Wetter sollte mit ihm seine Streiche spielen. „Da scheint die Sonne und der Himmel ist blau also muss es warm sein. Aber es ist kalt als ich das Hotel verlasse und renne gleich wieder zurück. Wieso ist es kalt wenn die Sonne scheint? “
Es sollte für ihn ein aufregender Trip in eine neue Welt werden. Ich durfte mich an seinen Erlebnissen erfreuen.
Die Tage hier nutzte ich natürlich auch um die Unterwasserwelt zu erkunden. Ich kann hier ja sozusagen direkt aus dem Haus oder Bett ins Meer springen und das mache ich in jeder freien Minute. Es gibt viel zu entdecken und aufgrund des Atolls sind die Bedingungen fantastisch. Nur das Wetter sollte nicht immer auf meiner Seite sein. Während der Tage in Mondebulu wollte sich die Sonne eher selten zeigen.
Dem zweiten Dorf am Atoll stattete ich auch einen Besuch ab. Hier sind die Häuser nicht über Stege verbunden. Man kann seine Nachbarn also nur mit einem Boot oder aber schwimmend besuchen. Das sollte auch der einzige Unterschied sein.
Nach drei Tagen trete ich mit Papa Sara den Heimweg an. Jetzt bekommen wir das perfekte Wetter. Die Sonne scheint, keine Wolke ist am blauen Himmel zu sehen, dazu ist es nahezu windstill und das Meer ist vollkommen ruhig. So kann ich die Bootsfahrt durch die traumhafte Inselwelt genießen.
Ich bleibe noch einen Tag in Lala bevor es heißt Abschied zu nehmen von Familie Sara. Meine Reise führt mich dann erst mal zurück nach Banggai. Ich möchte weiter in den Osten von Indonesien fahren und mache mich hier auf die Suche nach einem Schiff.