Nach der beeindruckenden und auch anstrengenden Kumbh Mela brachte mich ein Zug zurück nach Kanpur. Hier hatte ich eigentlich ein Zimmer gebucht und sollte wieder keinen Einlass erhalten. Da hatte ich genug von der „Scheiß-Stadt“ und bin direkt nach Lucknow, nur knapp 100 Kilometer entfernt, gefahren. Hier gab es endlich keinen Stress mehr mit Hotels die Ausländern keinen Zutritt gewähren.

Hampi

Charminar in Hyderabad

Die Stadt wurde ab dem 16. Jahrhundert von den Mogulherrschern erbaut. Im 18. Jahrhundert, das Mogulreich war mittlerweile langsam im Niedergang begriffen verlagerte sich das islamische Machtzentrum von Delhi in diese Region. Die Herrscher waren große Förderer der Künste und die Region wurde ein Magnet für Dichter und Künstler, in denen Hindus und Moslems harmonisch zusammen arbeiteten. Lucknows Ruf als Stadt der Kultur und auch der guten Küche hat sich bis heute erhalten. Mehrere großartige Bauwerke wurden in dieser Zeit errichtet. Die Hauptstadt von Uttar Pradesh ist nebenbei auch voller Bauwerke aus der Zeit der britischen Kolonialzeit. Somit hat die Stadt eigentlich viel zu bieten und wird von manchmal nervenden Touristenmassen verschont.
Die Altstadt mit ihrem verrückten Gewirr von Gassen war wohl mein Highlight in der Stadt. Die Basare in den engen Gassen, alte teilweise sehr kunstvolle Häuser, das typische indische Gewühl und dann sich einfach treiben und verlieren lassen ja einfach schön. Dabei konnte man beim herumirren in der Stadt einige wunderschöne Moscheen und Bauwerke entdecken.
Das Wetter sollte während meiner Zeit leider echt Scheiße sein. Es war kühl und regnete zu viel. Die Sonne sollte ich in den paar Tagen überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Deshalb war ich auch nicht in Sightseeing-Laune und ließ mir viele der schönen Bauwerke entgehen.
Unter anderem gibt es zwei Imambaras (Häuser der Imame) für die Verehrung der schiitischen Imame in der Stadt. Das Bara Imambara, das große Haus des Imams, aus dem 18. Jahrhundert ist wohl das Sehenswerteste und ich sollte diesem einen Besuch abstatten. Hier befindet sich eine der größten Gewölbehallen der Welt. Das kolossale Mausoleum ist vor allem für sein ungewöhnliches Labyrinth von Gängen in den oberen Stockwerken bekannt. Den ganzen Komplex betritt man durch zwei riesige Eingangstore, die in einen großen Innenhof führen. Eine schöne Moschee liegt auf einer Seite des Hofes. Aber der Höhepunkt ist das verwirrende Labyrinth aus engen Gängen, die sich durch die oberen Etagen winden und schließlich auf die Balkone auf dem Dach führen.
In Lucknow sollte ich mich wieder tagelang mit den Behörden des Landes bzw. ihren Vorschriften herum ärgern. Ich wollte eine indische SIM-Karte und das war ein erfolgloses Unterfangen. Ich hatte einen Bürgen, alle erforderlichen Papiere bzw. Kopien und auch schon die SIM-Karte. Gefühlt habe ich drei Tage damit verbracht von einem Office bzw. Shop zum nächsten zu rennen, natürlich hatte ich auch schon alles bezahlt. Aber die Karte wurde nie freigeschaltet und ohne Telefonnummer kann das Reisen in Indien echt ein Problem werden. Das Buchungssystem der Bahn und vieler Busgesellschaften funktioniert nur mit einer indischen Telefonnummer und auch viele Hotels bestehen auf eine Telefonnummer. Aber die nette indische Regierung hat mal wieder vor ein paar Monaten ein Gesetz geändert, sodass es fast unmöglich ist als ausländischer Tourist eine Karte zu bekommen. Wer mich kennt kann sich vorstellen wie ich förmlich explodiert bin, wenn ich mal wieder ein Zugticket kaufen wollte und das dann nicht ohne Nummer ging. Crazy India!!!
Ich hatte mir dann angewöhnt eine Nummer von einem Hotel als meine anzugeben.
Das Wetter in Nordindien war Scheiße und so beschloss ich mich in Richtung Süden zu bewegen. Ich wollte schon immer mal nach Hyderabad und so saß ich dann in einem Zug in die Stadt der Perlen. Die Zugfahrt (35 Stunden) war wie so oft ein Erlebnis, man lernt viele Leute kennen, wird bei den Stopps von den regionalen Köstlichkeiten verwöhnt und auch sonst ist es das pure indische Leben.
Die Stadt, einst Sitz mächtiger und reicher Adelsfamilien, war lange Zeit von Reichtum und Innovation geprägt. Heute lassen sich in der Altstadt jahrhundertealte islamische Monumente und andere faszinierende Bauwerke besichtigen. Die Stadt ist voller architektonische Juwelen und versprüht einen tollen Charme. Moscheen, Tempel, Kirchen und lebhafte Basare versprühen viel vom Glanz vergangener Zeiten.
Die Hauptstadt des Bundesstaates Andhra Pradesh ist eine der größten Städte und Zentrum eines der größten Ballungsräume Indiens. Die lebendige Metropole ist heute ein wichtiges Technologie-und Handelszentrum und soll von der Lebensqualität die beste Stadt Indiens sein. Der muslimische Bevölkerungsanteil ist der höchste aller indischen Metropolen, obwohl ein Großteil von ihnen nach der Trennung Indiens nach Pakistan ausgewandert ist.
Der große See, Hussein Sagar, trennt Hyderabad von seiner Zwillingsstadt Secunderabad. Auf dem See befindet sich eine der größten frei stehenden Buddha-Statuen der Welt. Der See ist ein schöner Platz um den Sonnenuntergang zu genießen und dem Treiben der Inder zu zuschauen.
Ja mir gefiel die Stadt von Beginn an. Schon mein kleines Hotel im Zentrum war einfach super. Es ist schon selten, dass ein billiges Hotel in Indien wirklich sauber ist. Dazu waren auch der Service und die Lage einfach perfekt. Die Küche Hyderabads ist einfach ausgezeichnet, die leckeren eher muslimischen Biryani-Gerichte oder aber die für mich unschlagbare südindische Küche. Auf der Straße gab es eine überall eine riesige Auswahl an Köstlichkeiten. Natürlich war es eine laute Stadt, wie indische Städte halt so sind, der Verkehr chaotisch und gefühlt immer zu viele Menschen überall. Trotzdem konnte ich es genießen durch die Stadt zu laufen. Die Gerüche, die Farben, der Sound, die Basare alles das richtige indische Leben.
Das Charminar ist Hyderabads bedeutendstes Wahrzeichen.  Es wurde vom Stadtgründer, Muhammad Quli Qutb Shah 1591 zur Erinnerung an das Ende der Pest gebaut. Es ist ein monumentaler 56 Meter hoher Triumphbogen mit einer Moschee im Obergeschoss. Das Gebäude mit vier Torbögen und vier Türmen mit einem Minarett als Abschluss ist das Herz der quirligen Altstadt. Hier herrscht ein reges Treiben. Der Laad Basar in direkter Nachbarschaft ist ein Erlebnis für alle Sinne. Hier kann man sich in den Gassen hoffnungslos verlaufen und es wird so ziemlich alles verkauft. Der Basar ist auch berühmt für seine Perlen, die immer noch ein Markenzeichen der Stadt sind.
Ich sollte dann in Hyderabad auch endlich mal Kontakt zu meiner guten Freundin Sandra aufnehmen. Sie war auch gerade in Südindien unterwegs und da war klar wir müssen uns mal wieder treffen. So haben wir uns in Bangalore oder Bengaluru, wie die Stadt seit ein paar Jahren wieder heißt, verabredet.

Beware of hackers im Straßenverkehr?

Mit einem Nachtbus ging es dann für mich in die drittgrößte Metropole Indiens. Die Stadt ist das IT-Zentrum des Landes und wird wegen seiner vielen Gärten und Parks die Gartenstadt genannt. Die Hauptstadt des indischen Bundesstaates Karnataka hat seit Jahren eine breite Mittelschicht und ist wohl die westlichste Stadt des Landes. Es gibt ein sehr westlich geprägtes Konsumangebot mit großen Einkaufszenten, modernen Multiplex-Kinos, Restaurants, Bars und ein für Indien schon fast westliches Nachtleben.  Die Stadt hat auch darauf geachtet, seine Grünzonen und das koloniale Erbe zu erhalten. Daher gibt es einige Prachtbauten wie den Palast von Bangalore oder das Parlament zu besichtigen. Der Cubbon-Park im Herzen der Stadt ist ein großer schöner Garten. Hier sollten wir an unserem letzten Tag für ein paar Stunden der Hektik der Stadt entfliehen. Ansonsten haben wir nicht viel von der Stadt gesehen. Am ehesten noch die chaotische überfüllte Gegend „Majestic“ um den zentralen Busbahnhof und den Hauptbahnhof.
Hier sollte ich am frühen Morgen mit dem Nachtbus ankommen. Ich hatte die Hotel-Adresse von der kleinen Sandra und versuchte das Hotel zu finden. Bangalore ist halt eine riesige Stadt und an irgendeinem Ende sitzt Sandra in einem Hotel und wartet auf mich. Schon in der Majestic-Gegend brachten mich die Rikscha-Fahrer nahe an den Wahnsinn, da jeder eine andere Gegend der Stadt für die Richtige hielt. Am Ende nahm ich die Metro und lag mit meinem Gefühl, wo ich hin musste, fast richtig. Leider waren dann dort die Rikscha-Fahrer auch wieder ziemlich planlos. Obwohl ich ganz in der Nähe des Hotels war, dauerte es Ewigkeiten mit unzähligen Stopps um Passanten zu fragen. Irgendwann stand ich dann aber doch vor der Tür von Sandra. Die Freude über das Wiedersehen war groß.
Was machen zwei Freunde die gerne feiern und trinken? Na klar wir sind auf direktem Weg zur ersten „Bar“. Leider war es immer noch zu früh am Morgen und wir mussten uns erst mal mit Kaffee begnügen. 10 Uhr schlug dann die Stunde der Wahrheit. Der erste Wineshop sollte die Türen öffnen und wir stürmten den Laden. Zur großen Überraschung gab es hier einen netten Biergarten hinter dem Shop und wir sollten die nächsten Tage viel Zeit hier verbringen.

Whisky im Tetra-Pack-mal was Neues

Leider findet man in Indien selten schöne Plätze um ein Bier zu genießen. Meist gibt es nur die Wineshops und eine winzige dunkle Höhle daneben um sein Bier zu trinken. Als Frau würde ich da nie reingehen und selbst mir sind die Läden oft nicht geheuer. Ja wir hatten jetzt unser Stammlokal gefunden und sollten außer stundenlangen Gesprächen im Hotel jede freie Minuten dort verbringen. Gelegentlich sollten uns Fotos am nächsten Morgen stutzig machen. Wo waren wir, was haben wir gemacht, wann sind wir zurückgekommen? Ja mit ein paar Gedächtnislücken hatten wir schon zu kämpfen. So vergingen schnell ein paar Tage ohne auch nur etwas von Bangalore gesehen zu haben. Immerhin schafften wir es dann Pläne für unsere Weiterreise zu schmieden. Hampi, die alte Tempelstadt in einer irgendwie unwirklichen Landschaft hatten wir als Ziel auserkoren. Ich war schon zweimal in dieser Mondlandschaft aus Felsbrocken, Gesteinshügeln und Tempelruinen reisen und dachte ein dritter Besuch kann nicht schaden.
An unserem letzten Tag schafften wir es dann doch etwas von Bangalore zu Gesicht zu bekommen. Wir mussten sowieso am Morgen auschecken und sind gleich mal direkt zum zentralen Busbahnhof gefahren. Unzählige Busterminals, ein Meer von Händler, tausende Busse und die Menschenmassen verwirrten uns zunächst und wir brauchten einige Zeit um den richtigen Terminal zu finden. Hier haben wir gleich uns Tickets für einen Nachtbus gekauft und konnten unser Gepäck aufbewahren lassen. Die nächsten Stunden sollten wir eher planlos durch die Stadt wandern. Dabei entdeckten wir unter anderem das beeindruckende Parlamentsgebäude und den schönen Cubbon-Park indem wir uns erst mal niederließen. Am Ende landeten wir im doch sehr westlichen Zentrum der Stadt. Wir fanden eine lebhafte, fröhliche Bar und waren glücklich. oKoshy’s Bar & Restaurant sollte ein Volltreffer werden. Es ist eine alte indische Bar, sehr bekannt, und hatte eher das Flair eines alten indischen Caféhauses. Hier soll die Intelligenz der Stadt schon seit Jahrzehnten den Durst stillen. Wir sollten hier einfach grandiose Longdrinks serviert bekommen und wollten gar nicht wieder weg.
Am späten Abend nachdem wir uns durch das düstere Majestic- Viertel zu unserem Bus gekämpft hatten, fielen wir in dem Sleeper-Bus direkt in tiefen Schlaf.
Sehr früh am Morgen erreichten wir dann schlaftrunken Hampi Bazaar. Wie das so in Touristenorten ist, bestürmen uns sogleich unzählige Rikschafahrer und Gästhausbesitzer. Aber ohne Kaffee geht nix und so sitzen wir entspannt am Busbahnhof und überlegen wo wir hinwollen.
Hampi wird sozusagen durch den Fluss in zwei Gebiete geteilt. Da ist zum einen Hampi Bazaar, ein kleiner Ort mit verwinkelten Gassen und voller Budgetunterkünfte, Shops und Restaurants. Der majestätische Virupaksha-Tempel ragt hoch über dem Dorf auf. Der Tempel ist eines der ältesten Gebäude von Hampi, erbaut ca. 1440 und mit seinem 42 Meter hohen Gopuram beeindruckend.
Auf der anderen Seite des Flusses liegt das ruhigere Virupapur Gaddi. Der winzige Ort besteht im Grunde nur aus einer Straße mit Unterkünften, kleinen Shops und Restaurants und angrenzenden Reisfeldern. Wir beschließen den Fluss zu überqueren und uns im ruhigeren Teil ein Zimmer zu suchen. Die Überfahrt mit den kleinen Booten ist zwar unverschämt teuer aber der kleine Ort entschädigt. Wir sehen von der Ferne kleine Hütten am Rande eines Reisfeldes und versuchen unser Glück dort. Am Ende beziehen wir eine kleine Hütte im benachbarten Resort. Unsere Hütte ist abgesehen vom Bad echt nett, sehr günstig, nette Nachbarn und wir sollten uns die nächsten fast zwei Wochen hier wohl fühlen.
Ich war schon auf meiner ersten Indienreise Mitte der 90er Jahre total begeistert von der Landschaft. Soweit man schauen kann liegen Felsbrocken und Gesteinshügel in der Landschaft verstreut herum, dazu der Fluss der sich durch die unwirkliche Landschaft windet, die Bananenplantagen und Reisfelder und natürlich mittendrin unzählige Tempel bzw. Ruinen. Damals bin ich mit einem Freund trotz der Hitze tagelang durch die Gegend gewandert. Wir haben jeden noch so kleinen Tempel mit großen Augen bewundert und sind gefühlt auf jeden Hügel gestiegen um die Ausblicke zu genießen. Es hat sich schon viel verändert, damals war die ganze Gegend frei zugänglich.
Heute sind einige der wichtigsten Stätten wie z.B. das Königliche Zentrum mit dem Königinnenbad, dem Lotus Mahal und den Elefantenställe sowie das Highlight der Vittala-Tempel mit seinen beeindruckenden Skulpturen eingezäunt. Man muss jetzt ein Ticket kaufen, welches für beide Stätten gilt. Ich wollte eher die Landschaft und kleinere weniger besuchte Ruinen besuchen und verzichtete auf die „Highlights“ von Hampi. Mich fasziniert die Landschaft sofort wieder und zieht mich in seinen Bann, das ist mein Highlight. Man findet immer noch viele ruhige Ecken auf dem 26 km² großen Gelände, obwohl der Besucherstrom sich wesentlich vergrößert hat.
Hampi und die Umgebung finden im Hindu-Epos Ramayana als Reich der Affengötter Erwähnung. Im 14. Jahrhundert wurde Hampi Hauptstadt des Vijayanagar-Königreiches. Das letzte große Hindu-Reich Indiens. Für mehrere Jahrhunderte kontrollierte man fast ganz Südindien. Im 16. Jahrhundert war die Stadt eine große Metropole mit fast 500000 Einwohnern. Geschäftige Basare und Händler und Waren aus aller Welt waren hier zu finden. Heute ist Hampi ein kleines Dorf. Seit 1986 gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Nachdem wir nach der Ankunft unsere kleine Hütte bezogen haben, wollen wir ein bisschen die Gegend erkunden. Das sollte aber erst mal nichts werden. Wir kommen keine 200 Meter weit, da trifft Sandra Freunde aus Bristol und es heißt Bier trinken. Zur großen Überraschung, wir freuen uns, gibt es hier in den Restaurants Bier zu kaufen. Es ist ja ein heiliger Platz und da darf man das nicht erwarten. Auf den Menüs steht das Bier natürlich nicht. So beginnt unser erster Tag hier wie die vorangegangenen Tage in Bangalore. Nach ein paar Bier mit Sandras Freunden laufen wir am Nachmittag zum Fluss. Wir beobachten das Treiben an den Bade-Ghats und genießen die schöne Flusslandschaft. Der Fluss schlängelt sich durch die hügelige Landschaft vorbei an den schrägsten Felsformationen. Haufen von riesigen Felsblöcken liegen übereinander und überall verstreut herum und man fragt sich warum sie nicht zusammenstürzen. Irgendwie scheinen hier andere Naturgesetze zu gelten. Wir lassen uns von den Launen der Natur verzaubern und fragen uns in wie viel Millionen Jahren der Erosion diese faszinierende Landschaft geschaffen wurde. Am Ende des Tages sitzen wir auf einem kleinen Hügel und genießen einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Fluss.
Am nächsten Tag gehen wir auf Entdeckungstour. Wir setzen mit dem Boot über und besuchen kurz den großen Virupaksha-Tempel. Es ist viel los unzählige Menschen strömen in den Tempel.
Wir sind eher planlos unterwegs und lassen uns einfach treiben. Zu entdecken gibt es hier überall etwas. Wir folgen einem Pfad, der direkt am Fluss entlang führt. Überall sieht man Tempel zwischen den Felsformationen herausragen. Am Flussufer kann man sich mit kleinen Nussschalen, kleine runde Bambusboote, über den Fluss übersetzen um abgelegene kleine Tempel zu besuchen oder einfach zwischen den Felsformationen herumwandern.
Wir laufen durch die Ruinen der ehemaligen Basare und lassen uns von den Tempelruinen verzaubern. Wunderschöne Skulpturen, Reliefs verzieren die Tempel, prächtige Eingangstore und schöne Säulenhallen gibt es zu bestaunen. Dazu scheinen wir an vielen Plätzen die einzigen Besucher zu sein. Außer ein paar Makaken, kleinen Echsen und Streifenhörnchen sind keine Besucher zu sehen.
Von den Festungsmauern, die die Stadt einst umgeben haben, sind nur noch Reste erhalten und von einigen Palästen und Tempeln stehen nur noch die Grundmauern. Aber zahlreiche Tempelanlagen haben die Zeit überdauert. Die ältesten Tempelruinen stammen aus dem 10. Jahrhundert und die am besten erhaltenen Tempel sind aus dem 14.-16. Jahrhundert.
Hinter einer großen Tempelanlage beginnt eine große Bananenplantage und scheinbar führt ein Weg durch diese. Es sieht nach einer schönen Strecke im Schatten der Bananenpflanzen aus und ist laut Karte auch eine Abkürzung. So stürzen wir uns ins Bananenlabyrinth und verlieren uns darin. Immer wieder stoßen wir auf Hindernisse in Form von kleinen Flüssen oder Teile der Plantage stehen unter Wasser. Es führt am Ende kein Weg weiter und wir kämpfen uns zurück. Wir sehen vollkommen verschlammt und durchgeschwitzt aus aber können über uns lachen. Unsere Wanderung führt uns dann weiter, vorbei an vielen kleinen und größeren Tempelanlagen bzw. Ruinen. Irgendwann nähern wir uns einem der „Highlights“ dem Vittala-Tempel und das sieht man auch gleich in Form von unzähligen Touristen, vorwiegend Indischen. Hier ist auch die Dichte von nervigen Rikscha-Fahrern hoch und wir fliehen in Richtung des schönen Flusses. Wir stehen dann am Fluss und wollen eigentlich ins kleine Dorf Anegundi, welches mit zum Weltkulturerbe von Hampi gehört, übersetzen. Wir haben leider gerade ein Boot verpasst und haben keine Ahnung wann das nächste anlegt. So stehen wir unentschlossen herum, kein Boot ist in Sicht und der Tag neigt sich langsam dem Ende entgegen. So treten wir dann den Rückweg nach Hampi-Bazaar an.
Die unwirklichen verlassenen Ruinen von Hampi stehen in einer überirdischen Landschaft und erstrecken sich über viele Kilometer südlich des Tungabhadra-Flusses. Palmenhaine, Bananenplantagen und Reisfelder bilden einen Kontrast zu den wilden Felsformationen und Gesteinshügeln.
Die nächsten Tage sollten wir die andere Seite des Flusses erkunden. Hier fehlen die Tempel bzw. Ruinen aber die Landschaft ist genauso beeindruckend.
Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem funktionierenden Geldautomaten und einem Wine-Shop. So mieteten wir uns ein Moped und sollten die Gegend unsicher machen. Das Dorf Anegundi hatte zwar einen Geldautomaten zu bieten. Aber leider sollte dieser auch bei mehreren Besuchen an verschiedenen Tagen nie funktionieren. Dadurch waren wir gezwungen in die nächstgrößere Stadt zu fahren. So lernten wir mehr von Land und Leuten dieser Gegend kennen. Hier waren wir weit weg vom Hampi-Trubel und hatten viel Spaß. Die Reisfelder und Bananenplantagen entlang der Straßen nahmen kein Ende, gelegentlich ein kleines Dorf und natürlich die Felsformationen und Gesteinshügel sorgten für die Kontraste. Nebenbei konnten wir Geld abheben und unsere Getränkevorräte auffrischen. Das sollte uns natürlich verleiten öfter etwas zu trinken.
In der Nähe von Anegundi gibt es einen Hanuman-Tempel. Die Inder glauben, dass hier der Affengott Hanuman geboren wurde. Unzählige steile Stufen führen uns zum Tempel und weiter zu einem tollen Aussichtspunkt. Wir müssen über viele Felsen klettern und sitzen dann gefühlt über Hampi. Mit herrlichen Aussichten auf die schroffe Umgebung werden wir belohnt. Unwirklich und überirdisch sieht die Landschaft von oben aus, wie ein Flecken Erde aus einer längst vergessenen Zeit. Es sollte eine Vollmondnacht werden. So waren wir bestens mit gerade gekauften Drinks ausgestattet und konnten von unserem Hügel den Sonnenuntergang und den Mondaufgang bestaunen. Auf unserem Heimweg fand dann auch noch eine schöne Zeremonie im Tempel statt und wir konnten ihr beiwohnen.
Die nächsten Tage waren wir meist auf „unserer“ Seite des Flusses unterwegs. Ob zu Fuß oder mit einem Moped. Wir zogen einfach durch die Gegend. Irgendwie fanden wir immer ein schönes Plätzchen. Ob ein gemütliches Restaurant, ein See zum Baden, eine kleine Kneipe am Straßenrand, ein netter Ort und natürlich zu erwähnen einen der schönsten Wine-Shops(Kneipen) Indiens. Mitten in der Pampa, ein paar Kilometer vom nächsten Dorf entfernt, von Reisfeldern und schönen Felsformationen und Hügeln umgeben stand eine kleine Hütte. Ein paar kleine Tische schräg verteilt, dazu unzählige Haufen leerer Flaschen und sonst nix. Aus der Hütte heraus wurden dann die Biere und… verkauft und man konnte sich niederlassen. Die Getränke waren zwar vollkommen überteuert aber das Ambiente sollte das vergessen lassen. Da saßen wir dann gelegentlich mit Blick auf die Felder und ließen uns die Biere schmecken. Hier sollten wir immer ein paar interessante Menschen kennenlernen.
Wir waren auch nicht immer wirklich aktiv und ließen uns anstecken von der Entspanntheit vor Ort. Die entspannten Atmosphäre Hampis, die Schönheit der Landschaft und der Architektur verleitet die Besucher oft länger zu bleiben.
So verbrachten wir ein paar Tage einfach nur mit langem Schlafen, gutem Essen und Trinken. An einem dieser ruhigen Tage verirrten wir uns nachts auf dem Heimweg in den Reisfeldern der Umgebung. Ja wir waren wohl ein bisschen betrunken und wollten die Abkürzung über die Felder nehmen. Das sollte wohl der lustigste Heimweg meiner Reise werden. Sandra hatte wohl ein paar Gleichgewichtsprobleme und versuchte sich ununterbrochen mit Schwimmübungen in den Reisfeldern. Irgendwie schafften wir es am Ende nach Hause zu kommen, aber wir sahen aus wie die Schweine. Wir waren von oben bis unten vollkommen verdreckt. Dafür wird man so eine Geschichte wohl nie vergessen und kann noch in Jahren darüber lachen.
Ich sollte an einem der letzten Tage noch einmal den Weg über den Fluss zu den Ruinen schaffen. Ich wanderte diesmal weg vom Fluss und wollte mir ein paar entferntere Tempel anschauen. Es sollte eine schöne Wanderung werden aber leider nervten schon nach den ersten Kilometern die vielen Busse und Rikschas mit den Touristen. Dafür entdeckte ich ein paar schöne Tempelruinen. Einige sah ich zum ersten Mal und denke das sie hier einiges in den letzten Jahren ausgegraben bzw. restauriert haben. Irgendwann fand ich zum Glück kleine Wege durch das Gelände und war in der magischen Landschaft alleine unterwegs. Wie es dann immer so passiert verlaufe ich mich mal wieder in einer Bananenplantage. Diesmal sage ich mir, ich gehe nicht zurück. So wird mein Rückweg eine kleine Tortur, ich muss alleine zweimal einen Fluss auf einem schmalen umgekippten Baum überqueren und komme mächtig ins Schwitzen. Aber am Ende ist alles gut.
Ja Hampi ist immer noch wunderschön, eine zauberhafte Landschaft und eine tolle Atmosphäre.  Es hat sich für mich gelohnt zurück zukommen.
Die Wege von Sandra und mir sollte sich dann hier trennen. Sandra hatte noch ein paar Wochen in Indien und ich wollte so schnell wie möglich nach Indonesien.
Ich hatte einen Flug von Trichy (auch Tiruchirappalli) nach Kuala Lumpur gebucht. Das hieß schnell von Hampi nach Trichy in Tamil Nadu zu kommen. So ging es mit einem Nachtbus zurück nach Bangalore um dann direkt dort in den nächsten Bus nach Trichy zu steigen. So schaffte ich es innerhalb von 20 Stunden und konnte am nächsten Morgen ganz entspannt nach Malaysia fliegen. Das dachte ich zu mindestens. Ich hatte mal wieder mit dem Wahnsinn Indiens zu kämpfen. Das fing schon beim Einchecken an. Da wollten die Inder doch ein Flugticket sehen, das ich Malaysia wieder verlasse. Angeblich bestehen die malaysischen Behörden darauf. Das gilt vielleicht für Staatsbürger Indiens aber nicht für mich. Viele Male bin ich schon in Malaysia eingereist und nie wollte jemand ein Ausreiseticket sehen. So diskutierte ich mal wieder eine Ewigkeit mit unzähligen Leuten. Ich hatte zwar ein Ticket aber ich ließ es darauf ankommen. Das Problem war das ich keine Lust hatte mein ganzes Gepäck auszuräumen um das blöde Ticket zu suchen. Am Ende darf/muss ich mich in ihr WLAN einloggen um das Ticket Online zu zeigen. Natürlich wollte am Ende bei der Einreise in Kuala Lumpur niemand ein Ticket sehen. Das zweite Problem hatte ich dann, als ich das Flughafengebäude nach dem Einchecken aber noch vor den Sicherheitskontrollen und Gates wieder verlassen wollte. Ich hatte noch viel Zeit und überall kann man das das Gebäude wieder verlassen. Das geht nicht: Das ist ein Sicherheitsrisiko-einmal drin-nicht wieder raus. So was Blödes. Was ist denn daran das Risiko-ob ich im Gebäude oder davor bin. Natürlich kann mir das keiner erklären. Vorschrift ist Vorschrift. Am Ende nehmen sie mir dann auch mal wieder das Feuerzeug ab-im aufgebenden Gepäck und auch im Handgepäck nicht zulässig. Das gibt es auch nur in Indien.
Ja Indien vielleicht lege ich mal wieder eine Pause von ein paar Jahren ein. Manchmal kannst du halt nerven.