Ja auf meinem Herbst-Trip auf dem Balkan sollte ich die meiste Zeit im fantastischen Albanien verbringen. Ein tolles Land: herzliche offene und so gastfreundliche Menschen, wunderschöne Natur, ja einfach herrliche Landschaften ob an der Küste, in den Bergen oder irgendwo mitten im Land, schöne mittelalterliche Städte, ausgezeichnetes Essen und noch bessere Drinks.
Meine Reise begann sozusagen in der Hauptstadt Tirana. Sie ist vielleicht keine Schönheit aber eine sehr entspannte Stadt, in der man auch ein paar Tage verbringen kann. Ich fand das es eine sehr lebendige Stadt ist-sie lebt und will leben. Sie versprüht eine Energie die einen mitnimmt.Den besten Blick auf die Stadt gewährt die Sky Club Bar im Sky-Tower.
Nationalmuseum.
Albanien das Land der Bunker. Albaniens Diktator Enver Hoxha ließ im ganzen Land unzählige Bunker errichten. Nachdem er mit den sozialistischen Ländern Osteuropas gebrochen hatte, befürchtete er von allen Seiten überfallen zu werden. So sollte Albanien zur höchsten Bunkerdichte der Welt gelangen. Überall im Land ragen diese wie Pilze aus dem Boden.
In Tirana gibt es zwei wirklich interessante Bunker- Museen. Sie erzählen die Geschichte der Diktatur von Enver Hoxha und dessen Geheimpolizei. Sehr informativ und einen Besuch wert.
Berat, Albaniens Stadt der tausend Fenster sollte mein nächstes Ziel werden. Für mich ist Berat die schönste Stadt Albaniens. Es ist schön durch die drei alten Stadtteile Mangalem, Gorica und Kalaja zu schlendern und zu staunen. Seit 2008 gehört die Altstadt von Berat zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Mein Gastgeber in Berat

In Berat wurde mir mal wieder bewusst wie klein die Welt ist. Da laufe ich nichtsahnend durch das wunderschöne Städtchen und höre meinen Namen rufen. Ich reagiere auch überhaupt nicht, da ich niemanden zu treffen erwarte. Irgendwann drehe ich mich dann doch um, und dann sitzen zwei Freunde aus Berlin(Ferry+Bea) in einem Restaurant.

Schön sollte es sein und wir verbrachten zwei schöne Tage zusammen bis sich unsere Wege wieder trennten. Highlight unserer gemeinsamen Tage sollte eine schöne Weinverkostung auf einem Weingut in der Nähe sein.
Berlin-Bier-Was will ich mehr!

Die Kaffeekultur in Albanien war eine der größten Überraschungen für mich. Ich habe noch nie, ähnlich wie mit den Bunkern, eine größere Dichte von Cafes auf meinen Reisen gesehen. Überall und zu jeder Zeit sitzen die Albaner in den unzähligen Cafes und trinken meist einen Espresso und dazu einen Rakija, einen  köstlichen Obstbrand. Damit haben die Albaner mich auch schnell bekommen. Ja die Kaffees egal welcher Art sind ausnahmslos gut. Da sitzt man zusammen unterhält sich und genießt.
Gjirokastra im Süden des Landes war mein nächstes Ziel. Die Stadt zählt seit 2005 zum UNESCO-Welterbe und ist eine der ältesten Städte und wichtiges kulturelles Zentrum. Eine schöne Stadt mit wunderschönen alten Steinhäusern und eine Burganlage über der Stadt.
Albaniens Küste sollte mein nächstes Ziel werden. Das Land hat über 360 Kilometer Mittelmeerküste und ich hoffte ein paar schöne Strände zu entdecken. Die albanische Riviera im Süden des Landes ist eine der letzten noch wenig bebauten Küsten am europäischen Mittelmeer. Als die schönsten Strände gelten die südlich von Saranda.
Hier in Ksamil, nahe der griechischen Grenze, sollte ich mich ein paar Tage niederlassen und ein wenig Strandleben genießen. Glasklares Wasser, kleine vorgelagerte Inseln und weiße Sandstrände dazu die Insel Korfu in Sichtweite so stellte sich mir Ksamil vor. Aber leider auch chaotisch verbaut sind die vielen kleinen Buchten der Kleinstadt. Das gute ist, es ist Nebensaison und nur wenige Touristen sind hier anzutreffen. Zum Glück haben es die großen Hotelketten noch nicht geschafft das großartige Panorama in Ksamil mit ihren Bauten zu zerstören.

Bunker am Beach

Ich unternahm in den nächsten Tagen Wanderungen zu mehreren kleinen versteckt liegenden Buchten in der Nähe. Dabei entdeckte ich wunderschöne kleine Strände, die ich zum Teil für mich alleine hatte. Leider hatte ich nicht so viel Glück mit dem Wetter, da es sehr oft bewölkt war und somit schon fast zu kalt zum Schwimmen. Ich bin natürlich auch andere Wassertemperaturen gewöhnt.
Eine kleine Wanderung von Ksamil führte mich zur Ruinenstadt Butrint. Sie dehnt sich auf einer bewaldeten Halbinsel aus und bildet mit den umgebenden Wasserflächen den Nationalpark Butrint.

Schildkröten in Butrint

Seit 1992 zählt Butrint zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ihre Geschichte ist sehr wechselhaft, hier herrschten die Griechen, Römer, Venezianer, Osmanen, Byzantiner und…
Das Schöne an dem Nationalpark ist die Mischung aus Ausgrabungsstätte und Natur. Ein schöner Wald, herrliche Ausblicke auf die reizvolle Seen-und Flusslandschaft und interessante Bauten bzw. Ruinen.
Überall Olivenhaine
Nach einer Woche Mittelmeerfeeling im Süden hieß es weiter Richtung Norden zu ziehen.
Ich wollte einmal Zug fahren in Albanien und das ist heutzutage nicht so einfach. Es gibt nur noch ein paar reguläre Linien und auch die haben wohl kaum noch eine Zukunft. Hatte die staatliche Eisenbahngesellschaft 1989 noch über 10 Millionen Passagiere im Jahr sind es heute noch ca. 75000 Passagiere.
So ging es mit dem Bus nach Durres, einer Küstenstadt in der Mitte des Landes. Das ist das „Drehkreuz“ des albanischen Bahnnetzes.
Ich kaufe mir ein Ticket nach Shkodra im Norden Albaniens, das Ticket ist unglaublich billig und außer mir sollten noch ca. 10 Personen mit dem Zug fahren. Hier steht dann auch eine in die Jahre gekommene tschechische Diesellok mit altbekannten ausrangierten Zugwagen der Deutschen Bahn. Der erste Blick sagt dann schon alles: kaputte Türen, eingeschlagene Scheiben, Graffitis, kaputte Sitze und auch die Toiletten sind außer Betrieb.
Die Fahrt wird zu einem meiner Highlights. Es geht pünktlich los in Durres, das Zug-Horn tutet und schon schleicht der Zug los. Die wenigen Mitreisenden scheinen genau so entspannt wie ich zu sein. Die Kontrolleurin hat nicht viel zu tun bei zehn Fahrgästen und hält Smalltalk. Wir bewegen uns unwahrscheinlich langsam. Insgesamt werde ich für die ca. 80 Kilometer knapp vier Stunden im Zug verbringen. Ich genieße die vorbeiziehenden Landschaften, ja teilweise wunderschöne Ausblicke werden mir gewährt. Wir passieren verlassene alte Bahnhöfe ohne Stopp und dann halten wir mal wieder im Nirgendwo und tatsächlich steigt dann jemand zu. Zum Glück habe ich mich mit Essen und Getränken vorher eingedeckt und so habe ich einen schönen Nachmittag. Leider tritt das Sprachproblem hier wieder zu Tage, man will mit mir kommunizieren aber kein Mensch spricht Englisch im Zug. Zu mindestens können wir Bier zusammen trinken.
Am späten Nachmittag komme ich in Shkodra an und die Stadt sollte mir gleich gefallen. Das Leben findet wie überall im Lande auf der Straße statt. Die Menschen sind offen und ich lerne viele Menschen kennen. Ich geselle mich zu den Espresso-Rakija trinkenden Männern in den Cafes und habe viel Spaß. Die Festung Rozafa ist den Aufstieg wert und man wird mit tollen Aussichten auf die Stadt und die umgebende Landschaft belohnt. In der Nähe von Shkodra gibt es eine schöne ottomanische Bogenbrücke aus dem 18 Jahrhundert zu bewundern.
Mein letztes Ziel in Albanien waren die albanischen Alpen. Ich wollte ich mit einer Fähre über den Koman-Stausee anreisen. So ging es sehr früh am Morgen mit einem Minibus nach Koman um eine der zwei kleinen Autofähren zu bekommen.
Der Fluss Drin, aus Montenegro kommend, hat sich durch die tiefen Schluchten der Albanischen Alpen seinen Weg gebahnt und wird hier angestaut. Der See ist bis zu 96 Meter tief und zieht sich über 34 Kilometer von Koman nach Fierza. Der See zieht sich wie ein langer Schlauch durch das schmale Tal des Drin und ist an seinen engste Stellen gerade 50 Meter breit. Dafür ragen schroffe Berghänge hunderte Meter in die Höhe.
Wir fahren mit der kleinen Fähre durch ein wunderschönes quasi geflutetes Tal. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt durch die engen Schluchten und ist einfach atemberaubend. Das Wasser strahlt türkis blau, ganz vereinzelt sieht man Häuser bzw. kleine Dörfer an den Hängen kleben. Kleinere Boote passen die Fähren ab um Menschen und Waren zu den abgelegenen Dörfern zu bringen. Die Berghängen leuchten in herbstlichen Farben und ich kann es nicht abwarten in der Bergwelt wandern zu gehen.
Die Fähre ist zum großen Teil mit Touristen besetzt und ich habe Glück und lerne ein deutsches Paar mit VW-Bus kennen. So habe ich gleich eine Weiterfahrt nach Valbona in das wunderschöne gleichnamige Tal.
Die Fahrt nach Valbona gibt mir den nächsten Vorgeschmack auf das was mich in den nächsten Tagen erwartet. Überall türmen sich die herbstlich leuchtenden Berge auf, die Luft ist klar und auch das Wetter zeigt sich von der besten Seite.
In Valbona war ich erst mal ein wenig orientierungslos. Der Ort zieht sich über mehrere Kilometer durch das Tal und ich musste eine Weile, sozusagen einige Kilometer, suchen bis ich eine nette Unterkunft gefunden habe. Zur Belohnung gab es dann hier den besten Pflaumenschnaps den ich seit langer Zeit in die Finger bzw. in die Kehle bekam. Das hieß natürlich, dass mein eigentlich leichtes Gepäck gleich um ein paar Kilogramm zunahm.
Ich blieb zwei Tage um die Umgebung von Valbona zu erwandern, bevor ich nach Theth meinem eigentlichen Ziel in den Bergen aufbrach.
Das bildschöne Hochtal ist auch Teil des länderübergreifenden Wanderweges „Peaks oft he Balkan“ und macht mich neugierig auf die Berge in Montenegro und dem Kosovo.
Diese ehemals vergessene Region scheint im Moment zu boomen. Das hielt sich zwar im Herbst in Grenzen, da die meisten Wege nur bis Ende Oktober zugänglich sind und auch die Nächte schon kühl werden, aber im Sommer kommen hier unzählige Touristen in diese Region.
Die Wanderung nach Theth zwang mich mal wieder sehr früh das Bett zu verlassen. Ich wollte in aller Ruhe wandern und keinen Stress mit der irgendwann nahenden Dunkelheit haben. Der Wanderweg ist meist leicht zu finden, da rot-weiße Punkte ihn markieren.
Es ging die ersten Kilometer durch das wunderschöne Tal ohne die großen Höhenunterschiede zu überwinden. Der Herbst hatte Einzug gehalten und alles leuchtete in den schönsten Farben, dazu die in den Himmel ragenden Berge. Ich mit mir allein in dieser schönen Bergwelt. Nach etwa 2 Stunden erreichte ich ein kleines Dorf und freute mich über eine kleine Stärkung, guten Kaffee und einen Obstler. In diesem abgeschiedenen Dorf gab es sogar Übernachtungsmöglichkeiten und ärgerte mich, dass ich dies nicht vorher wusste. Hier hätte ich gerne am gestrigen Tag übernachtet.
Ab dem kleinen Ort sollte es aber eine härtere Tour werden, ich musste ja auch irgendwie den Valbona-Pass erklimmen. Es ging oft steil bergauf durch herrliche Wälder. Buchen, Eichen und Kiefern säumten meinen Weg. Zwischendurch bieten sich immer wieder überwältigende Aussichten auf die Bergwelt. Irgendwann nach vielleicht zwei Stunden bergauf sehnte ich mich nach einer längeren Pause und einem kleinen Café und es sollte kommen. Eine kleine wild zusammengezimmerte Hütte in der Nähe einer Quelle lud mich zu Kaffee und eiskaltem Bier ein. Ein Traum in dieser unberührten Natur mit diesen Aussichten. Die Sonne schien gleich noch wärmer, die Natur wirkte noch schöner und der ältere Herr sprach sogar ein paar Brocken Englisch. Es sollte auf beiden Seiten kleine Cafés geben auch wenn eigentlich die Wander-Saison schon fast vorbei war. Ich traf nur zweimal während der 8 Stunden-Wanderung andere Wanderer.
Ab dem kleinen Cafe wurde ich nochmal richtig gefordert, es hieß den Pass zu erklimmen. Bergauf bergauf ohne Ende in Sicht. Zwischendurch war der Weg durch kleinere Erdrutsche ein wenig schwieriger aber dann stand ich auf der Passhöhe. Hier gibt es einen kleineren Gipfel, der umwerfende Aussichten auf das Valbona-Tal und die Umgebung bietet. Hier will man gar nicht wieder weg so fantastisch ist der Platz.
Ab jetzt ging es gefühlt nur noch bergab. Herrliche Laubwälder und Wiesen lagen jetzt noch zwischen mir und dem kleinen Dorf Theth.
Theth ist so was wie das Herz der Albanischen Alpen, ein wunderschönes Tal und umgeben von hohen Gipfeln und Felswänden. Das Dorf liegt abgeschieden zwischen den Bergen, aber ist mittlerweile durch eine Straße mit der Welt verbunden.

Meine Gastgeberin in Theth

Hier fand ich die für mich schönste Unterkunft der Bergwelt Albaniens. Eine ältere Frau managte das kleine Gästehaus und kochte das beste Essen Albaniens für mich. Zwei Tage blieb ich in Theth und erkundigte die Umgebung. Es gibt hier viel zu entdecken. Ob den Grunas-Canyon, die tiefe aber nur ein paar Meter breite Schlucht oder den gleichnamigen Wasserfall. Alles nur wenige Kilometer vom Ortskern entfernt. Der Wasserfall ist der größte in der Umgebung. Er stürzt aus einer Felswand 30 Meter in die Tiefe. Das Wasser schimmert in den verschiedensten Grün-und Blautönen und lädt zu einer Erfrischung ein.