Ich war im Winterurlaub-das ist ja kaum zu glauben. Es sollte für mich das vermutlich erste Mal seit vielen Jahren sein.
Meine Freunde Oli und Noha hatten zu einer kleinen Silvesterparty in die Bergwelt der Karpaten geladen und da konnte ich nicht Nein sagen. Die Anreise sollte schon ein kleines Abenteuer werden. Der Flug von Berlin nach Bukarest war okay aber in Bukarest auf dem Flughafen wartete auf mich der erste Schnee. Eigentlich wollte ich noch eine Nacht in der Stadt bleiben bevor es in die Berge. Aber irgendwie hatte keiner in der Stadt Zeit für mich. Oli bot mir an mich in Brasov abzuholen. Dies hieß einen Bus am Flughafen zu finden. Das ging dann auch alles schnell. Von hier aus gab es Minibusse in gefühlt alle Ecken des Landes. Schon saß ich in einem Bus und sollte in zwei bis drei Stunden in Brasov sein. Aber es sollte viele Stunden länger dauern. Pünktlich mit meiner Ankunft brach der Winter in Rumänien ein und das Chaos aus. Der Weg nach Brasov führt durch die Berge und viele Kilometer sollten wir uns maximal in Schrittgeschwindigkeit bewegen. Aber auch Oli musste erst das Auto von Schneebergen befreien und brauchte auch viel länger bis er in Brasov war. Eigentlich sollte ich am Nachmittag in Brasov sein, aufgrund des Schnee-Wahnsinns trafen wir uns dann doch erst am späteren Abend. Nach einem ersten Drink zur Begrüßung kämpften wir uns dann mit dem Auto bis zu seinem Hügel vor. Hier war dann aber Schluss und es hieß durch die Schneemassen sich auf dem Berg nach oben zu arbeiten. Ich hatte doch wieder viel zu viel Gepäck dabei und war gefühlt schon nach den ersten hundert Metern am Ende. Zum Glück ging Oli voran und ich musste nur in seinen Fußstapfen folgen. Es schneite wie wild, es lag ca. ein halber Meter Schnee und zum Teil bei einigen Verwehungen verschwand ich fast. Wir kamen dann doch gut in seiner warmen Hütte an und Noha erwartete uns auch schon. Es folgte ein wilder Umtrunk und wir hatte uns natürlich viel zu erzählen. Auch meine Hütte für die nächsten Tage war gut vorgeheizt, sodass ich in einen tiefen Winterschlaf verfiel. Die nächsten Tage sollte es traumhaftes Winterwetter geben. Schon am Morgen erwartete mich die Sonne. Der blaue Himmel und die weiße Märchen-Landschaft vor meiner Tür waren ein Traum. Ich kannte bis dahin die hügelige Landschaft mit den hohen Bergen im Hintergrund ja nur im saftigen Grün. Plötzlich war alles weiß. Demensprechend waren auch die Temperaturen bitterkalt. Trotzdem ließ es sich in der Sonne aushalten. In den Tagen bis zum Neuen Jahr wanderten wir zu den nächsten Nachbarn, es trafen die restlichen Gäste ein und es mussten auch Einkäufe erledigt werden. Dies war leider nicht so einfach wie im Sommer. Die Wege nach oben waren mit dem Jeep unpassierbar, außerdem war der sowieso kaputt. Jetzt mussten wir alles mühsam nach oben schleppen. Dies hieß auch von Flaschen auf Dosenbier umzusteigen. Zum Glück war das Wetter wirklich fantastisch und wir konnten die Wanderungen durch den weißen Winter genießen. Leider musste unser Freund Henne mit seiner Freundin kurz vor der Silvesterparty den Heimweg nach Deutschland antreten. So sollten wir zu fünft eine großartige Feier ins Neue Jahr abliefern. Ein großer Topf Gulasch, Unmengen an geeigneten Getränken, gute Stimmung und auch alles andere war vorhanden. Wir bauten schnell die Scheune zur Partybühne aus und auch ein Ofen wurde mal schnell installiert. Wir tanzten die ganze Nacht und auch am Morgen sollte noch kein Ende in Sicht sein. Der große Getränkevorrat wurde immer kleiner und unsere Stimmung immer besser. Wir hatten unheimlichen Spaß, wilde Tanzexzesse wechselten sich mit Trinkorgien und Lachanfällen ab. Die Außen-temperatur von -15 Grad und mehr hinderte uns nicht vor gelegentlichen Abstechern nach draußen. Den Startschuss in das Neue Jahr haben wir dann leicht verpasst und mit ein wenig Verspätung ein tolles Feuerwerk entfacht. Nach vielen wilden Stunden fiel ich dann in mein Bett und sollte erst am zweiten Januar wieder zum Leben erwachen.
Die nächsten Tage genossen wir die sonnige Winter-Landschaft. In der Sonne konnten wir es trotz des strengen Frostes für einige Zeit aushalten. Nur die Getränke konnten wir nicht lange stehen lassen. Gelegentlich ist mir dann doch mal der Tee gefroren. Wir unternahmen kleine Wanderungen um Einkäufe zu erledigen und die Nachbarn mit Neujahrsbesuchen zu beglücken. Dies war immer mit viel Action verbunden, da die Wege durch den vielen Schnee fast unpassierbar waren. Auch wollte Oli dann immer quer durch die Pampa, gefühlt meterhoher Schnee und dann die Berghänge runter und wieder hoch-juhu. Meist kamen wir vollkommen durchnässt und durchfroren an. Dafür wurden wir dann mit den lokalen Spezialitäten gemästet. Alles frisch vom Bauernhof und von der Mama zubereitet-einfach göttlich. Auch die Getränke sollte schnelles Wohlbefinden erzielen. Ein paar warme Pflaumen-Schnäpse und vergessen waren die An-strengungen. So vergingen die Tage in der verschneiten Hügellandschaft viel zu schnell. In meiner letzten Nacht und dem nächsten Morgen sollte es dann wieder Unmengen von Neuschnee geben. So tobte an meinem Abreisetag ein wilder Schneesturm und der Weg ins Tal war ein Kampf. Bis zu den Knien und weiter versanken wir im Schnee und das Auto unten im Tal glich auch eher einem Hügel Schnee. Aber trotzdem war der Weg durch den weißen Märchenwald wunderschön. Mein Weg führte mich dann mit der Bahn durch das verschneite Rumänien nach Bukarest. Die Stadt versank in Schneemassen, es war bitterkalt und der Straßenverkehr war das reinste Chaos. Trotzdem habe ich es dann in mein Hostel geschafft und wurde zum Abschied von Rumänien dann dort mit einem wilden Konzert beglückt.