Ein paar herbstliche Tage im Hainich-Nationalpark
Mitten im verregneten Herbst in Deutschland zog es mich mal nicht irgendwo in die Sonne. Nein es sollte mich in die Mitte Deutschlands in den Hainich-Nationalpark nach Thüringen ziehen. Ich hatte schon viele Jahre vor den Nationalpark mit seinem Baumkronenpfad und den unendlichen Buchenwäldern zu besuchen. Ein Freund von mir arbeitet hier seit langem als Ranger und endlich war die Zeit gekommen mich auf den Weg zu machen. So führte mich mein Weg nach Bad Langensalza. Ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in den nahen Hainich. Das kleine Städtchen bzw. die schicke Altstadt sollte mir gleich gefallen. Umgeben von einer gut erhaltenen Stadtmauer mit seinen Stadttoren und vielen kleinen Parks finden sich unzählige schöne Fachwerkhäuser, Türme und Kirchen in dem denkmalgeschützten Stadtkern.
Sie bilden zusammen eine schöne historische Kulisse.
Mich zog es aber in erster Linie wegen dem Nationalpark in diesen Kurort und zu meinem Freund dem Ranger, der hier wohnt. Er war arbeiten und so sollte der erste Tag dem schönen, aber doch irgendwie auch seltsamen, Städtchen gehören. Irgendwie schien der Ort außer ein paar Kurgästen wie ausgestorben. Es hieß für mich einige Parks und die Altstadt zu erkunden. So lagen der Japanische und der Botanische Garten auf meinem Weg. Aber am meisten hat mich dann doch der alte Stadtkern mit seinen zum Teil schön sanierten Fachwerkhäusern interessiert.
Der Hainich mit seiner Waldfläche von 13000 Hektar ist das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands.
Der 7500 Hektar große Park ist der einzige Nationalpark in Thüringen. Der Schutz des heimischen Buchenwaldes ist eines der wichtigsten Ziele. Es soll hier wieder ein mittel-europäischer Urwald entstehen. Natur soll Natur sein, ohne den Eingriff des Menschen soll sich der Wald nach seinen eigenen Gesetzen entwickeln. Es findet sich hier die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands.2011 wurde der Nationalpark Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“. Zehn Buchenurwälder in den Karpaten der Slowakei und der Ukraine gehören ebenso wie mehrere Waldgebiete in Deutschland dazu.
Im Hainich findet man ein breites Spektrum an Buchenwäldern in denen neben der Rotbuche auch zahlreiche andere Laubbaumarten vorkommen. Sie bieten Lebensraum für unzählige Tier-Pflanzen-und Pilzarten. In den letzten Jahrzehnten konnten sich die Wälder hier so entwickeln, dass sie den ursprünglichen Laubwäldern Mitteleuropas sehr nahe kommen. Hier ist der Wald wieder auf dem Weg zum Urwald. Wälder, die von der Buche dominiert werden, finden sich nur in Europa und ohne den Einfluss des Menschen würden sie die ganze Landschaft Mitteleuropas prägen.
Die nächsten Tage verbrachte ich hauptsächlich wandernd oder Fahrrad fahrend im Park. Ich hatte ja sozusagen meinen persönlichen Ranger, der mir gute Tipps und ein Fahrrad für meine Ausflüge gab bzw. mich teilweise begleitete. Vor allem meine Wanderung in der sogenannten Kernzone war toll. Ich hatte leider kein Glück mit dem Wetter. Es sollte die ganzen Tage mehr oder weniger regnen. Aber vor allem tief im Wald war außer der hohen Luftfeuchtigkeit nichts zu spüren. Im Norden des Parks wanderte ich dem Saugrabenweg entlang und das war echt beeindruckend. Ein toller Wanderweg durch unberührte Natur. Es gab viel zu entdecken und überall lebte es, es krabbelte und flatterte und quakte und zwitscherte und….  Einige der Buchen waren riesig und es war interessant zu sehen wie sich der Waldboden die umgestürzten abgebrochenen Bäume holte. Unzählige Pilzarten gediehen auf diesen und Käfer und viele andere Kleinst-lebewesen fühlten sich hier wohl. Die Färbung der Bäume war natürlich beeindruckend, es muss ja auch Vorteile haben im Herbst hierher zu kommen. Hier war ich viele Stunden im dichten Wald unterwegs und kein einziger Mensch sollte mir begegnen. Durch das viele Laub auf dem Boden hatte ich zeitweise Probleme dem Weg zu folgen und irrte ein paar Mal orientierungslos durch den Urwald. Dabei sind die Wege eigentlich gut gemacht bzw. markiert. Aber ich sollte nicht verloren gehen.
In den nächsten Tagen konnte ich immer mal wieder dem Ranger bei der Arbeit zu schauen. Ob in einem der Infobüros, beim Außendienst oder als Führer auf dem Baumkronenpfad. Dieser sollte eigentlich ein Highlight sein aber das Wetter. Im Wald sollte mich der Regen nicht stören aber in luftiger Höhe, der Aussichtsturm ist 44 Metern hoch, sozusagen auf der Höhe der Baumspitzen war das etwas anderes. Hier war es eher unangenehm kühl und nass und die Aussichten sollten leider zu wünschen übrig lassen. Über 500 Meter lang ist der Baum-kronenpfad und es ist interessant sich auf der Höhe der Baumkronen zu bewegen. Ein ganz anderer Blick auf die Bäume, den Wald, das Leben in den Kronen. Normalerweise hat man von hier auch einen unendlich weiten Rundumblick aber…. Zu mindestens die tolle Herbstfärbung der Laubbäume sollte mich für das beschissene Wetter entschädigen.
Wie das so immer ist, sollte an meinem Abreisetag dann das Wetter wieder besser werden. Ich danke meinem Rangerfreund für die Gastfreundschaft und das tolle Erlebnis Hainich-Nationalpark.