Im August/September hieß es Rumänien, Moldawien und den Pseudostaat Transnistrien zu bereisen. So landete ich in Bukarest und nach einem trink-und diskussions-freudigen Abend mit Delia ging es am nächsten Tag nach Oltenien. Mein erstes Ziel sollte das „Free Romanian Teknival“ irgendwo in den Bergen zwischen Ranca und Novaci sein. Ich wollte dort einen Freund treffen und ein paar Tage Feiern gehen. Ich hatte Glück und traf am Busbahnhof ein Mädel das auch zu diesem Festival wollte. Sie hatte den Plan und ich musste ihr nur folgen. Nach fünf Stunden Fahrt kamen wir in Novaci, einem kleinen verschlafenem Ort, an. Es ging nun in einem kleinen Minibus viele Kilometer der Transalpina bergauf bis der Bus gefühlt im Nirgendwo anhielt. Die Transalpina ist eine der höchsten Straßen der Karpaten und der höchste Pass ist immerhin über 2100 Meter hoch und verbindet Transsylvanien mit Oltenien. Nach dem Aussteigen konnten wir zwar nicht wirklich sehen wo das Fest stattfindet aber zu hören war es. Leider sollte mein Timing beschissen sein, da die meisten Soundsysteme gerade beim Abreisen waren. Das hieß das Festival ging seinem Ende entgegen. Ich traf meinen Kumpel und sollte in den nächsten zwei Tagen zur Überraschung andere Bekannte treffen. Es wurde obwohl nur noch ein Soundsystem vor Ort war, trotzdem wild gefeiert. Das Beste am Festival war aber mit Abstand die Location. Ein großes Plateau inmitten der Berge und grandiose Blicke in das Tal.
Nach drei Tagen war ich zurück in Bukarest und es sollte in den Nordosten nach Iasi nahe der moldawischen Grenze gehen. Ein chaotischer Nachtzug brachte mich in die größte und wahrscheinlich auch schönste Stadt im Nordosten Rumäniens. Sie ist so etwas wie die heimliche Kulturhauptstadt des Landes, unter anderem wurden hier die erste Universität und auch das erste Theater Rumäniens gegründet. Iasis Zentrum mit seinen Palästen, Kirchen, Villen, Theatern und dem Studenten-viertel mit seinen schönen Parks ist schick. Das Juwel der Stadt ist aber die Drei-Hierarchen-Kirche. Die Fassade ist voller feinster in den Stein gemeißelter Ornamente. Über 30 verschiedene Muster sind zu bestaunen und keines wiederholt sich. Die verschiedenen Motive vereinen russische, türkische, arabische, georgische, armenische, persische und rumänische Elemente.
Zwei Tage sollte ich in der Stadt verbringen, die auch meinen abendlichen Unternehmungen entsprach. Nette junge Menschen überall in den Parks und auf den Terrassen und einige coole Kneipen. Das sollte man aber auch erwarten von einer großen Universitäts-stadt.
Von Iasi aus ging es dann mit einem Minibus nach Chişinău der Hauptstadt Moldawiens. An der Grenze war ich positiv überrascht, da mein Personalausweis zur Einreise ausreichte. Auch die Abfertigung ging sehr schnell wegen dem öffentlichen Verkehrsmittel Bus. Die PKW-Fahrer dagegen standen in langen Schlangen vor den Grenzhäuschen. Das erste was ich dann von Chişinău sah waren die typischen großen hässlichen Neubauten. Der Bus fuhr zum Glück direkt in das Zentrum und schon der erste Eindruck war sympathisch. Ich musste dann irgendwo aussteigen und stand ohne Plan da. Ich hatte zum Glück schon vor der Fahrt nach einem Hostel im Internet  gesucht. IQ- Hostel sollte meine Wahl sein-das klang gut und war günstig. Aber wo bin ich und wo ist das IQ? Mir wurde sofort bewusst, dass es mit dem Englisch hier nicht so einfach ist. So musste ich mich mit meinem schlechten Rumänisch zum Hostel durchkämpfen. Aber auch hier sollte ich keinen englisch sprechenden Menschen antreffen. Es war nur ein Bekannter des Besitzers da und der sprach nur Russisch. Das war gleich ein Einstand in Moldawien. In den nächsten Tagen sollte ich, außer mit anderen Gästen des Hostels, einen wilden Mix aus Russisch und Rumänisch an den Tag legen. Immerhin bekam ich ein Bett trotz Schwierigkeiten bei der Kommunikation und auch ohne Reservierung. Ich  lernte ein paar andere Gäste kennen, die an meinem ersten Tag ausschließlich aus der Ukraine, Moldawien und Russland kamen. Das Hostel war sehr klein und einfach aber nett. Es gab zwei Zimmer mit 6 und 8 Betten, ein Wohnzimmer und eine kleine Küche. Bei meiner Suche nach dem Hostel hatte ich ganz in der Nähe eine kleine Spelunke entdeckt. Eigentlich nur ein kleiner Shop mit einer Art Terrasse zum Trinken. Das sollte mein erstes Ziel für ein Bier sein. Ich saß noch nicht richtig, da lernte ich sofort die Gastfreundschaft des Landes kennen. Ich bekam direkt Gesellschaft und das Bier schmeckte umso besser. Ein Einheimischer wurde schnell zu meinem ersten Reiseführer in der Stadt. Nach ein paar Bier funktionierte das mit dem Russisch-Rumänisch- Sprachmix auch viel besser. So bekam ich von meinem neuen Freund einen ersten Überblick von Chisinau und wurde auch gleich in sein Elternhaus eingeladen. So hieß es mit seinen Eltern essen und viel Wodka trinken. Den nächsten Tag nutzte ich um die City ein bisschen besser kennen zu lernen. Das Stadtzentrum sollte mich doch überraschen. Außer dem Boulevard Stefan des Großen gab es fast nur kleine dörflich anmutende Straßen gesäumt von unzähligen Bäumen. Die meisten Häuser im Stadtzentrum haben selten mehr als zwei Etagen aufzuweisen. Nur rund um den großen Boulevard wo zu beiden Seiten die wichtigsten Gebäude der Stadt liegen, hatte ich das Gefühl im Zentrum einer Hauptstadt zu sein. Hier trifft man auf das historische Rathaus, den Regierungspalast, die orthodoxe Kathedrale, das Nationaltheater, die Oper und den Triumphbogen den man ja aus so vielen Ländern kennt. Hier liegen auch gleich ein paar nette Parks und der Mix an Menschen ist interessant. Auf der einen Seite sieht man die Hauptstädter die auf der Straße flanieren, aber ebenso Bauern die ihre Waren verkaufen, Künstler, Studenten oder die schlafenden Taxifahrer. Was für schöne Kontraste zwischen heute und gestern mitten in der Stadt. Ich sollte in den nächsten Tagen viele Stunden durch die Straßen laufen und diese Stadt lieben lernen. In meinem Hostel sollte sich auch einiges tun in den kommenden Tagen. Die Mischung der Gäste wurde bunter. Es sollten Gäste aus Neuseeland, Australien, Norwegen, Puerto Rico, Schweiz und Deutschland neben den schon erwähnten Osteuropäern sein. Vor allem mit dem Neuseeländer sollte ich mich anfreunden und viel gemeinsam unternehmen. Mittlerweile haben wir uns auch schon mehrfach in Berlin getroffen.
Mein erster Ausflug von Chisinau aus sollte mich nach Orheiul Vechi führen. Der Ort ist so etwas wie die Wiege der moldawischen Zivilisation. Dieser historisch archäologische Komplex liegt in einer spektakulären Landschaft und ist wohl das meistbesuchteste Ziel von Touristen in Moldawien. Hier faszinieren Natur, Kultur und Geschichte gleicher-maßen. Die Anreise gestaltete sich einfacher als gedacht. Ich fand sehr schnell einen Minibus in Chisinaus Zentrum und sollte trotz der ca. 70 Kilometer Fahrt schon nach etwas mehr als einer Stunde in einem benachbarten Dorf ankommen. Die letzten Kilometer durch die hügelige Landschaft wanderte ich und konnte dann schon von weitem das spektakuläre Tal bewundern. Der Fluss Raut macht hier eine extreme Schleife, steile Kalkstein-hänge, Weinberge und Felder bilden eine wunderschöne Landschaft. In den Kalksteinhängen kann man schon von weitem das Höhlenkloster und kleine Zellen von Einsiedlermönchen erkennen, die aber schon lange nicht mehr bewohnt werden. Hier in dieser Region gab es schon Klöster lange bevor Europa christianisiert wurde. Das Höhlenkloster auf bzw. im Hügel ist der Höhepunkt des Ortes. Von hier aus hat man einen wunder-schönen Blick auf das Tal mit den irren Fluss-schlingen der Raut. Außerdem finden sich in der näheren Umgebung Fundamente osmanischer Bäder und schon in der Antike sollen die Daker hier eine astronomische Station betrieben haben. Ein kleines Museum stellt einige Fundstücke aus und informiert über die Geschichte dieses Ortes indem man Spuren von der Steinzeit bis in die Gegenwart findet. Die kleinen netten Dörfer der Umgebung laden zum Entdecken ein, man kommt sofort in den Kontakt mit den Einheimischen und lernt die Gast-freundschaft der Moldawier kennen. Die Kommunikation ist zwar recht schwierig mit dem Rumänisch-Russisch-Mix aber bei Wein und Bier schließe ich gleich neue Freundschaften. Am späten Nachmittag führt mich dann mein Weg zurück in die Hauptstadt.
In den nächsten Tagen sollte Moldawien den 25. Jahrestag der Unab-hängigkeit feiern. Was für ein gutes Timing von mir. Es stand ein großes Fest bevor mit Paraden und einem großen Open Air Konzert. Bei dem Konzert sollte zum Abschluss Zdob si Zdub spielen, eine meiner Lieblingsbands, die ich aus Rumänien kenne. Das ist eine moldawische Band die sehr populär in Rumänien ist und die ich auch dort schon oft live gehört habe. Im Hostel konnte ich ein paar Leute dazu überzeugen mitzukommen und wir hatten alle viel Spaß bei einem großartigen Konzert. Zu unserer Überraschung waren dort vom Kleinkind bis zur Großmutter alle beim Feiern und Tanzen dabei.
Was ist Moldawien ohne Wein? In Westeuropa eigentlich kaum bekannt und schwer zu bekommen ist die Weinwirtschaft der wichtigste Produktions-zweig des Landes. Ein Viertel aller Arbeitskräfte sind in der Weinherstellung beschäftigt und sorgen für 25% aller Exporte. Da verwundert es nicht,  dass sie auch viele Weinkeller haben. Das sie die Größten der Welt haben war auch mir neu. Der größte hat es mit einer Länge von ca. 250 Kilometern bis ins Guinnessbuch geschafft. Ich sollte mir auf Empfehlung der Einheimischen aber den nur zweitgrößten Keller(ca. 160 km Länge) anschauen. Der bessere Wein kommt von hier und was ist eine Besichtigung eines Weinkellers ohne ordentliche Verkostung. Bei der Tour hatte ich Gesellschaft von einem  Australier und einem Deutschen also zwei trinkfeste Begleiter damit auch nix schief geht bei der Verkostung. Das Weingut Cricova war unser Ziel. Es ging ca. 100 Meter unter die Erde, wo wir dann nur einige der viele Kilometer durch die Kellergewölbe gefahren wurden. So bekamen wir aber zu mindestens eine ungefähre Vorstellung der Dimensionen dieser Stadt unter Tage. Rechts und links der Straßen lagerten unzählige große und kleine Weinfässer. Die Straßen wurden nach verschiedenen Weinsorten bzw. Traubenarten benannt. Unser erstes Ziel war das Kino in der Tiefe. Hier wurde uns ein Film zur Wein-und Sekt-herstellung und zu dem Weingut Cricova gezeigt. Anschließend ging es zur Sektherstellung, wo uns anschaulich der Prozess erklärt wurde. Es ist schon sehr interessant wie so eine Flaschengärung vor sich geht und wie oft so eine Flasche während der Remuage  bewegt wird. Dieser hier in Handarbeit vorgenommene Rüttelprozess um die Hefe durch Drehung und Neigung in den Flaschenhals zu bekommen. Ein guter sogenannter Remueur bewegt dann mal schnell an einem Tag bis zu 50000 Flaschen. Bevor wir dann endlich zur sehnlichst erwarteten Verkostung kommen sollten, stand das Museum mit der angeschlossenen Raritätensammlung bzw. der berühmten Weinsammlung an. Hier gibt es dann bis zu hundert Jahre alte Schätze zu bewundern. Außerdem lagern hier viele prominente Gäste ihre Weine. Unter anderem hat auch Angela Merkel hier ein paar hundert Weine liegen. Eigentlich wollte ich mir dann gleich mal einen Wein von ihr genehmigen aber…. Für die Verkostungen haben sie hier unten verschiedenste Säle eingerichtet. Wir sollten dann gleich ans Werk gehen und unser Guide war genau der Richtige für uns. Es ging mit Weißweinen los und über Rose-und Rotweinen hin zum „Champagner“. Eigentlich trinkt man ja dann auch nur ein wenig, aber wir sollten dann mit unserem Guide, der viel zu den einzelnen Weinen erklärte, alle Flaschen bis auf den letzten Tropfen leeren. Sie waren einfach alle zu köstlich und unser Guide organisierte später dann auch noch mehr Nachschub. Kleine Snacks sollten die perfekte Verkostung abrunden. Am Ende kauften wir uns noch ein paar der gute Tropfen um in unserem Hostel den tollen Ausflug zu feiern.
Transnistrien dieser Pseudostaat, der sich in den 90er Jahren in einem teils blutigem Bürgerkrieg von Moldawien abtrennte sollte auch auf meinem Programm stehen. Eigentlich wollte ich diesen mit überwiegend russischer Bevölkerung und nur von ein paar anderen Pseudostaaten wie Abchasien oder Südossetien anerkannten „Staat“ nicht besuchen. Aber meine neuen Freunde im Hostel hatten es dann doch geschafft mich zu überreden. So sollten wir vier, eine wirklich bunte Mischung-Neuseeland, Puerto Rico, Schweiz +  ich dann eines Morgens einen Bus in Richtung Tiraspol besteigen. Diese doch irgendwie „hochpolitische“ Tour  in einen nichtexistierenden Staat, der doch irgendwie staatliche Strukturen aufweist, sollte uns amüsieren. Es gibt hier ein Parlament, eine Flagge, eigenes Geld und Briefmarken, eine Hymne und eine eigene Armee, die von russischen Soldaten verstärkt wird. An der von Panzern bewachten Grenze benötige ich dann auch doch endlich mal meinen Reisepass, habe ich den dann doch nicht umsonst mitgenommen. Wir bekommen dann einen Passierschein, der es uns erlaubt 10 Stunden in Transnistrien zu bleiben. Es wird immer viel erzählt über solche Staaten, in denen die Sowjetunion weiterlebt und es von Leninstatuen und Sowjetzeug wimmelt. Aber alles übertrieben. Natürlich kann man den russisch/sowjetischen Einfluss sehen aber gefühlt ist es eher ein Mafiastaat in dem ein paar Clans das Land unter sich aufteilen. Zum Beispiel die Sheriff-Familie, die ein riesiges Wirtschafts-imperium aufgebaut hat. Ob Supermärkte, Tankstellen, Mobilfunk-Betreiber, Wohnungs-Gesellschaften, Fernsehen, die Exportmarke des „Landes“ schlechthin die Schnapsfabrik Kvint und den besten Fußballklub des zweigeteilten Landes. Verrückterweise trägt sogar die moldawische Nationalmannschaft ihre Länderspiele im Sheriffstadion also im Feindesland aus. Tiraspol selber würde ich im Vergleich zu Chisinau selber als trostlos beschreiben. Große und leere Straßen, viel Plattenbauten, alte Fabriken, Ministerien und andere staatlich Gebäude. Ein bisschen Sowjet-und Ost-Flair kommt dann aber doch noch auf. Ein paar Leninstatuen und Hammer und Sichel in der Fahne des Landes die überall zusammen mit der russischen Fahne hängt begegnen uns dann doch noch. Außerdem erinnert eine große Gedenkstätte mit Panzer und Stern und…an den Krieg mit Moldawien, diese strahlt dann doch viel Sowjetflair aus. Hier in Tiraspol ist dann auch mehr Russisch als Rumänisch zur Kommunikation gefragt, aber unser Schweizer kann mit einem guten Russisch aufwarten. Ich bin am Ende am meisten von der guten Soljanka, die es überall gibt und dem Cognac der Kvint-Fabrik begeistert. Am Ende hauen wir unsere letzten transnistrischen Rubel raus und fahren am Abend zurück nach Moldawien. An der Grenze ist wieder alles unkompliziert, wir müssen unsere Passierscheine abgeben und verlassen das „Feindesland“.
So vergehen die Tage viel zu schnell und aus 3-4 Tagen Moldawien sind dann mal schnell knapp 10 Tage geworden. Das Land ist wirklich jederzeit eine Reise wert und es sollte das günstigste Reiseziel meiner letzten 15 Jahre sein. Ob Übernachtung im Hostel für umgerechnet 1,5 € oder ein Essen mit alkoholischen Getränken für 2 €, oder eine Busfahrt von 60-70 km ins Landesinnere für 1 € oder ein Päckchen Zigaretten für 30-50 Cent. Was will man mehr? Vor allem aber die herzlichen so gast-freundlichen Menschen, das schöne Zentrum von Chisinau, die kleinen wunder-schönen Dörfer und und machen eine Reise zu einem tollen Erlebnis.
Meine Reise sollte mich dann von Moldawien zurück nach Rumänien führen. Ich wollte die Bukowina, das Buchenland, im Norden des Landes an der Grenze zur Ukraine bereisen. Vor allem die wegen ihrer Wand-malereien bekannten und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Moldauklöster sollten mein Ziel sein. Diese Klöster mitten in unberührter Natur sind wegen ihrer Architektur und vor allem der großartigen Wandmalereien zu einem populären Reiseziel geworden. Ein Geheimnis ist bis heute die Zusammen-setzung der Farben und wie man den Untergrund vorbereitet hat. Sie sind seit Jahrhunderten allen Witterungs-verhältnissen ausgesetzt und haben trotzdem ihre Leuchtkraft nicht verloren. Außerdem zog mich die schöne waldreiche hügelige und leicht zu bewandernde Landschaft an. Meine rumänischen Freunde hatten mir einige der ihrer meiner Meinung nach sehenswertesten Klöster empfohlen und so wollte ich von Kloster zu Kloster wandern. Ich hatte Glück mit den Bus-Verbindungen, musste mehrfach umsteigen, und bin trotzdem innerhalb eines Tages entspannt von Chisinau nach Gura Humorului gekommen. Hier sollte mein Wandertrip durch die Bukowina beginnen. Die meisten der bekannten Klöster sind in der näheren Umgebung. Ich hatte bei meiner Ankunft in der Stadt Mühe ein günstiges Zimmer zu finden. Vielleicht war ich auch noch von den Preisen in Moldawien verwöhnt. Irgendwann lief mir ein älteres Mütterchen über den Weg und schon hatte ich ein Bett in ihrer Pension. Sie sprach zwar kein Wort Englisch aber irgendwie war ich ja gerade geübt in schwieriger Kommunikation. Eine Gruppe junger rumänischer Studenten hatte sich hier auch einquartiert und schon bekam ich beste Infos für meine kommenden Tage. Die ersten zwei Klöster auf meiner sogenannten Liste lagen je nur ein paar Kilometer entfernt und diese sollten auch auf schönen Wegen zu erwandern sein. Durch eine gefühlt unberührte Landschaft  führte mich meine morgendliche Wanderung nach Voronet. Die kunstvolle farbenfrohe Außen-bemalung des Klosters Voronet und vor allem sein leuchtendes Blau haben Einzug in die Kunst-Wissenschaft gehalten. Sie wird oft wegen ihrer exzellenten Fresken als „Sixtinische Kapelle des Ostens“ bezeichnet. Die Strahlkraft der Farben ist auf wundersame Weise über hunderte Jahre erhalten geblieben und hat lange Rätsel aufgegeben. Letztendlich ergaben Untersuchungen das fein gemahlener Lapislazuli-Staub für das Voroneter Blau verantwortlich ist. Ich bin auf alle Fälle schon von den Malereien beim ersten Kloster schwer begeistert und kann mich nur wundern wie diese nach so langer Zeit immer noch so gut aussehen. Auch die Motive aus der Bibel, die Heiligen und die Geschichten des Landes, die sie erzählen sind interessant. Ich als der ja so christliche Mensch kann mich für diese auf-geschlagene Bibel begeistern. Wie muss es dann erst den Menschen in früherer Zeit gegangen sein, die nicht die Bibel lesen konnten und sie hier sehen konnten. Das war wohl auch die Idee hinter den bemalten Klöstern der Bukowina. Aber auch ohne die berühmten Klöster ist das Wandern schon an meinem ersten Tag ein Traum in dieser Gegend. Kleine Dörfer mit hübschen Häusern, Vorgärten in denen bunte Blumen blühen und die hügelige Landschaft sind toll. Die alten Häuser sind meist aus Holz und haben schickeste Verzierungen oder sind bunt bemalt. Auf fast jedem Grundstück stehen verzierte und überdachte Brunnen. Es sieht so aus als ob selbst auf das kleinste Detail geachtet wurde. Im weiteren Verlauf meiner Tour durch die Bukowina sollte sich daran nichts ändern. Nach dem Voronet-Kloster ging es dann zu Fuß zum Kloster Humor. Eine schöne Wanderung durch ein schönes Tal. Zum Glück konnte man hier gut die Straßen umgehen und ich konnte bewaldeten Hügeln und Weiden genießen. Auch dieses Kloster hat tolle Malereien zu bieten. Hier sollten aber die Farben nicht ganz so kräftig erscheinen. Jahrhunderte der Witterung ausgesetzt waren sie trotzdem erstaunlich gut erhalten. Man kann, wie ich auch in den nächsten Tagen feststellen sollte, immer sofort sehen wo die Wetterseite ist, da dort zum Teil kaum noch etwas von den Malereien zu sehen ist. Das Wetter zeigte sich schon an meinem ersten Wandertag von der besten Seite. Ich hatte die Sonne gepachtet und nur ein paar freundliche Wolken gaben mir den auch gelegentlich benötigten Schatten. Am nächsten Tag sollte mich mein Weg nach Moldovita führen. Meine Gastgeberin wollte mich am Morgen gar nicht gehen lassen. Sie versuchte mich mit einem riesigen Frühstück davon zu überzeugen, die anderen Klöster in Tagesausflügen von hier aus zu besuchen. Sie verstand nicht, dass ich einfach drauflos wandern wollte ohne mich auf einen Platz festzulegen. Mit dem Wandern sollte das dann auch so eine Sache sein. Nach den ersten paar Kilometern hielt neben mir ein Autofahrer an und wollte unbedingt das ich mit ihm nach Moldovita fahre. So war ich dann schon am Vormittag an meinem eigentlichen Tagesziel. Das Kloster Moldovita mit seiner bemalten Kirche ist von hohen Mauern und Wehrtürmen umgeben. Hier sollte mit meiner Ankunft auch ein wahrer Touristenstrom eintreffen. Zwei große Reisebusse trafen zeitgleich mit mir ein. So sparte ich mir den Eintritt indem ich mit den Massen das Kloster betrat. Die hatten so viele Tickets gekauft das ich nicht auffiel. Außerdem gab es dann eine Führung in Deutsch, da in einem dieser Busse eine deutsche Reisegruppe unterwegs war. Auch hier waren die Malereien wunderschön und sehr gut erhalten. Besonders interessant war die Darstellung der Belagerung von Konstantinopel. Die deutsche Führung war sehr interessant aber trotzdem war ich froh nach einer halben Stunde das Kloster wieder fast für mich zu haben. Nur noch ein paar Nonnen und zwei drei Touristen außer mir waren da. So konnte man das kleine nette Museum und den schönen Klostergarten genießen. Nach ein paar Stunden in Moldovita beschloss ich weiter in Richtung Sucevita zum nächsten Kloster zu wandern. Ich sollte aber keinen schönen Weg finden und war genervt der Straße zu folgen. Obwohl es kaum Verkehr gab war es nicht schön und ich versuchte es mit dem Trampen. Wenn man dann mal mit-genommen werden will, hält keiner an bzw. es kommen keine Fahrzeuge. Die Straße zog sich in die Länge und es ging gefühlt nur bergauf. So setzte ich mich dann einfach neben die Straße und sollte ein paar Stunden warten bis das erste Fahrzeug hielt. Zum Glück muss ich sagen, fand ich eine Mitfahrgelegenheit. Die Straße nach Sucevita führt über einen Pass und es geht viele Kilometer bergauf bevor es dann bergab nach Sucevita geht. Das wäre doch sehr anstrengend mit meinem ganzen Gepäck gewesen. Ich finde hier dann sehr schnell eine nette Pension in der die Besitzerin sogar ein bisschen Englisch spricht. Da ich am späten Nachmittag ankomme, beschließe ich dem Kloster gleich einen Besuch abzustatten. Schon von weiten wirkt es sehr beeindruckend. Es ist landschaftlich wunderschön gelegen und hohe Mauern und Wehrtürme umgeben es. Auch sind Innen-und Außenwände vollständig mit Wand-malereien versehen und gut erhalten. Das Kloster wirkt wie eine Festung so hoch sind die Mauern. Jetzt kurz vor der Dunkelheit sind außer mir nur noch ein paar Nonnen unterwegs. Ich bin begeistert von dem Sucevita-Kloster und beschließe am morgigen Tag noch einmal vorbei zuschauen. Meiner Pension angeschlossen ist ein scheinbar sehr beliebtes Restaurant. Bei meiner Rückkehr ist der Laden voll und ich habe gleich wieder Gesellschaft. Auch das Essen ist ausgezeichnet. Am nächsten Tag kann ich mein Gepäck im Kloster abstellen und erwandere die Hügel um die Klosteranlage. Mit schönen Ausblicken auf die Umgebung werde ich belohnt. Die Malereien der Kirche wirken im Tageslicht noch viel beindruckender. Hier sind wie schon in Voronet neben Heiligen, Motiven aus der Bibel und Geschichten des Landes auch Philosophen, wie Platon, Aristoteles und Pythagoras abgebildet. Die interessanteste Abbildung ist aber die Stufenleiter der Tugenden. Zur Mittagszeit ging dann meine Wanderung weiter und es sollte der anstrengendste Tag meiner Tour durch die Bukowina werden. Ich hatte mir vorgenommen über ein paar kleine Dörfer auf winzigen Straßen Richtung Arbore zu laufen. Hier sollte das letzte Kloster auf meiner Wanderliste liegen. Es war ein heißer Tag, die Entfernungsangaben der Einheimischen stimmten überhaupt nicht, die Straßen waren wenn überhaupt Feldwege also keine Möglichkeit ein Auto anzuhalten, ich hatte mich verlaufen und mein Gepäck wurde immer schwerer. Eigentlich war es fast genau das was ich wollte. Winzige Dörfer verbunden eher mit kleinen Wanderwegen, Sonnenschein pur, keine Autos und viel Natur. Leider war ich dann doch nicht fit genug, sodass ich mich schon nach den ersten zwei bis drei Stunden eher quälte. Dazu hatte ich kurzzeitig die Orientierung verloren und sollte noch einmal ein paar Kilometer mehr laufen. Ich konnte den Tag schon genießen, die Landschaft war wunderschön und die Ruhe überall. Aber als ich endlich Arbore am späten Nachmittag erreichte war ich am Ende. So interessierte mich das Kloster eigentlich überhaupt nicht mehr. Vielleicht war es auch eine Überdosis an Kirchen. So beschloss ich mein Glück mit dem Trampen in die Kreisstadt Suceava. Und siehe da es funktionierte prima. Leider fand ich dann kein wirklich günstiges Hostel oder eine Pension und saß dann irgendwann nachts in einem Bus nach Bukarest.
Meine letzten Tage in Rumänien wollte ich dann nicht in der Stadt verbringen. So fuhr ich nochmal für zwei Tage nach Vama Veche, die Partystadt am Schwarzen Meer. Hier sollte es doch wirklich passieren, dass man mich das erste Mal auf Reisen beklaute. Es war zwar nur mein alte billiges Nokia-Handy mit einer fast leeren Prepaid- Karte aber immerhin. Nach so vielen Jahren in allen möglichen Ländern passiert das ausgerechnet an einem Platz den ich doch gut kenne.