Nach dem Abschied von Lutz in Laos ging es am frühen Morgen mit einem Songthaeo nach Pakse um von dort gleich weiter zur thailändischen Grenze reisen. Ich hatte einen günstigen Flug von Ubon Ratchathani über Bangkok nach Jaipur bekommen. So ging es dann von der Grenze direkt zum Flughafen von Ubon.
5 Uhr am frühen Morgen landete ich dann in Jaipur der Hauptstadt Rajasthans. Die Visa-Abfertigung am Flughafen funktionierte bestens und schon begrüßte mich die morgendliche Hitze Indiens. Ich war total verpennt und brauchte einen Kaffee oder Ähnliches aber hier war es nicht möglich etwas zu trinken zu bekommen. Was ist aus Indien und dem „Everything is possible“ geworden, wenn es schon am Kaffee scheitert. Immerhin fand ich in der City schnell ein kleines nettes Gästehaus (Jwala Niketan) und ich konnte mir den Kaffee dann selber kochen.Indien begrüßte mich von seiner „besten“ Seite. Es sollte unvorstellbar heiß die nächsten Wochen werden. Die Temperaturen stiegen am Tage bis auf 45 Grad und auch in der Nacht bzw. am frühen Morgen waren es noch knapp 30 Grad. Dazu inmitten der Großstadt Jaipur mit dem üblichen Lärmpegel, dem chaotischen Straßenverkehr, den Menschenmassen und dem Dreck. Da waren wohl die Gegensätze zu meinen letzten Monaten auf kleinen Inseln mit viel Ruhe und Natur für den Anfang zu viel. Aber wie das so ist man gewöhnt sich doch schnell an das chaotische Stadtleben und Indien fasziniert mich dann auch immer wieder.
Jaipur-die Pink City hatte ich vor über 20 Jahren einmal kurz besucht aber nicht viel gesehen. Diesmal sollte ich ein paar Tage hier verbringen.Jaipur und überhaupt Rajasthan sind für das Erbe der Maharadschas in Form von unzähligen Palästen und Festungen bekannt. Sie sind eine der Touristenhotspots Indiens und locken unzählige Touristen an. Jetzt in der heißesten Jahreszeit verlaufen sich aber nur wenige Reisende in diese Region. Die unglaubliche Hitze muss ja auch etwas Gutes haben, dachte ich.An meinem ersten Tag sprühte ich nicht so vor Energie und sollte erst am späten Nachmittag einen kleinen Ausflug in die Altstadt unternehmen. Schon der erste Eindruck war klasse. Die Altstadt ist zum Teil von einer Mauer umschlossen und man betritt sie durch eines der prächtigen Tore. Zugleich wird einem bewusst warum Jaipur die Pink City genannt wird. Gefühlt alle Fassaden sind in Rosa gestrichen. Es ist die traditionelle Farbe der Gastfreundschaft und heute sind die Bewohner der Altstadt per Gesetz verpflichtet diese rosafarbenen Häuser zu erhalten.An meinem ersten Tag hatte ich noch mit dem Chaos auf den Straßen, ob der Verkehr oder den Menschenmassen oder dem permanenten Lärm, zu kämpfen. Außerdem wie sollte es anders sein nervten mich die Touristenschlepper. Ich war irgendwie noch nicht angekommen in Indien und sollte mich schnell in die ruhige Gegend meines Guest Houses flüchten.An meinem zweiten Tag war ich dann doch richtig im verrückten Indien angekommen. Ich entdeckte viele gute Straßenküchen, das bunte chaotische Treiben auf den Straßen wirkte freundlicher und und. Außerdem war gerade ein Feiertag im Gange. Es sollte der erste von einigen in den nächsten Tagen werden. Feiertage scheinen sie in Indien ohne Ende zu haben und oft wissen die Menschen nicht einmal was gerade für ein Feiertag ist.Ich landete auf meinem Weg durch die Altstadt auf alle Fälle mitten in einem großen Umzug. Viel Musik, Tanz und Theater konnte ich auf den großen Wagen, die an mir vorbeizogen, bestaunen. Viel Trubel in den engen Straßen. Es gab kaum ein Durchkommen, von allen Seiten strömten die Menschenmassen herbei. Es sollte ein Feiertag der Jains sein, wie ich im Laufe des Tages erfuhr.In den nächsten Tagen sollte dann Ostern folgen und ein paar lokale Rajasthan bzw. Jaipur-Festtage schlossen sich direkt an. So war die ganze Stadt für Tage im gefühlten Ausnahmezustand. Die Straßen waren überfüllt, in vielen Tempeln fanden große Feierlichkeiten statt und alle Sehenswürdigkeiten wie die prunkvollen Paläste und Festungen wurden von den einheimischen Touristen überrannt. Nix mit in Ruhe die Stadt genießen, da fehlen die ausländischen Touristen und werden gleich mal dreifach ersetzt durch die Einheimischen.So war viel Leben in der Stadt und mir sollte es gefallen. Es war dann ganz normal das Elefanten, Kamel, Pferde, große Umzugswagen und Musikkapellen sich die Straßen mit den unzähligen Rikschas, Autos, Bussen, Mopeds und den Menschen teilten. Ich genoss den Trubel und stürzte mich in das indische Feierchaos.Mein eigentlicher Plan, ein wenig die Altstadt mit ein paar Sehenswürdigkeiten zu besuchen und dann gleich weiterzureisen, musste warten. Aus zwei geplanten Tagen wurde dann schnell eine Woche.Ein bisschen Glück führte dazu, dass ich eine nette Bekanntschaft machte und ein paar Tage eine tolle Sightseeing-Begleitung hatte. Ich wollte den City-Palace von Jaipur besuchen. Hier lernte ich eine chinesische Reisende kennen, die sich furchtbar über die Eintrittspreise aufregte. Die waren für ihre(und auch allgemein für indische Verhältnisse) hoch. Im Gegensatz dazu waren die Preise für Studenten okay. Ich empfahl ihr es einfach mit irgendeinem chinesischen Dokument zu versuchen und es funktionierte. Mit ihrem normalen chinesischen Ausweis bekam sie jetzt den Studententarif und so wurden wir ein gutes Sightseeing-Team.Die nächsten Tage sollte ich dann mit ihr gefühlt alles anschauen was es zu sehen gab in Jaipur und der Umgebung. In der Altstadt konnte man viel Zeit verbringen. Wir durchstreiften die engen bunten Basare, bestaunten die wunderschönen rosafarbenen Hausfassaden und wenn wir ein wenig Ruhe vom Chaos auf der Straße brauchten, zog es uns in die wunderschönen Paläste und anderen Überbleibsel der königlichen Vergangenheit.Der City Palace mit seinen wunderschönen Gebäuden, Höfen und Gärten ist das Herz der Altstadt wie die Einheimischen sagen. Er ist immer noch der Wohnsitz der ehemaligen Königsfamilie. Vor allem ein Innenhof mit wunderschönen Toren, die die Jahreszeiten symbolisieren, hatte es uns angetan.Das direkt neben dem Stadtpalast gelegene Jantar Mantar ist ebenso eine Oase im Gewühl der Altstadt. Das Observatorium wirkt wie eine Ansammlung bizarrer Skulpturen. Eine riesige Sonnenuhr und andere Messinstrumente zur Bestimmung der Sonne und der Planeten finden sich hier.
Das wohl schönste Gebäude Jaipurs und wohl das Wahrzeichen der Stadt ist der Hawa Mahal. Der Palast der Winde, wie er auch genannt wird. Das prachtvolle fünfstöckige Gebäude mit seiner einzigartigen wabenartigen Fassade aus rosafarbenem Sandstein ist ein Traum. Seine 953 kleinen kunstvoll gestalteten und vergitterten Fenster dienen der Luftzirkulation und gaben ihm den Namen. Die vergitterten Fenster ermöglichten es den Frauen des Hofes die Festumzüge und das Treiben auf der Straße zu verfolgen ohne selbst gesehen zu werden. Von hier hat man einen tollen Blick auf den Stadtpalast, das Jantar Mantar und die Altstadt.
Meine chinesische Reisebekanntschaft plante Ausflüge zu ein paar Festungen außerhalb der Stadt. Eigentlich hatte ich keine große Lust aber sie konnte mich überreden. Sie hatte ein großes Talent beim Handeln und wahrscheinlich noch einen Bonus als asiatische Frau und ich musste mich um nix kümmern. In Jaipur wimmelt es nur so von Rikschafahrern und Touristenguides die auf leichte Beute warten. Überall wird man angesprochen mit den immer gleichen uralten Sprüchen. Aber sie wusste was sie will und hatte Spaß dabei stundenlange Verhandlungen zu führen. Am Ende hatte sie immer unvorstellbar günstige Preise bekommen und ich brauchte mich nur anzuschließen.
So ging es zum wirklich umwerfend schönen Amber Fort. Dies war die ehemalige Hauptstadt der Maharadschas von Jaipur, bevor sie die Stadt gegründet haben. Während man so durch dieses Fort wandelt, muss man feststellen, dass es eher ein prunkvoller Palast ist. Viele wunderschöne Mosaiken, Einlegearbeiten, Skulpturen und Marmorreliefs zieren die Gemächer der ehemaligen Maharadschas. Es gibt Pavillons, Tempel und eine prunkvolle Audienzhalle. Vor allem der Spiegelsaal ist unglaublich schön.Unsere Tour sollte uns dann von Amber zum Jaigarh Fort führen. Dieses Fort thront über dem Amber Fort und ist dann wirklich mal eine imposante Festung ohne den Palast-Schick. Eine beeindruckende Verteidigungsanlage die nie erobert wurde.
Es ging weiter zur massiven Festung Nahargarh. Dieses Fort wurde auf einem Hügel über Jaipur errichtet und bietet eine fantastische Aussicht auf die Stadt. Hier wollten wir den Sonnenuntergang bei einem kühlen Bier in einem Restaurant innerhalb des Forts genießen. Aber hier wollten sie doch tatsächlich Eintritt für das Restaurant kassieren. Das war uns dann doch zu doof und ist mir auch noch nie passiert. Da zahlt man Eintritt um ins Fort zu gelangen und dann sollen wir erneut zahlen um dann ein überteuertes indisches Bier kaufen zu können. Nein danke.
Außer unzähligen Palästen und Festungen und den pinkfarbenen Straßenzügen hat Jaipur auch ein paar schöne Tempel zu bieten. Ein Ausflug sollte uns zu zwei schönen Tempeln (Galta- und Surya-Mandir) führen. Die Lage zwischen den Wänden eines felsigen Tales und die unzähligen Affen, die dort leben, geben den Tempeln eine ganz besondere Atmosphäre. Am sogenannten Affentempel gibt es ein paar heilige Wasserbecken, die den Indern zur Abkühlung dienen. Ein anstrengender Fußmarsch in der Mittagszeit führte uns auf den Kamm oberhalb des Affentempels zum Sonnentempel.Bevor sich die Wege von Fenglei, meiner chinesischen Begleitung der letzten Tage, und mir trennen sollten, statteten wir dem Wasserpalast (Jal Mahal) einen Besuch ab. Leider gibt es keine Möglichkeit den Palast zu besuchen. Nur ein Blick vom Rande des Sees war uns möglich.
Dafür hatten wir aber die richtige Zeit ausgewählt. Am späten Nachmittag und frühen Abend scheint sich die halbe Stadt dort zu treffen. Es sollte ein wunderschönes Menschen-Kino werden und durch die vielen Händler wurden wir auch kulinarisch bestens versorgt.Ich sollte dann die nächsten Wochen in zwei kleinen heiligen Orten verbringen. Dazu beim nächsten Mal mehr wenn ich die Zeit finde.